KWU-Türme weichen neuem Kaiserviertel mit Wohnen und Arbeiten
Nach intensiven Verhandlungen zwischen der Frankfurter Wohnungsbaugesellschaft ABG und der Stadt Offenbach gibt es eine Einigung über eine neue Nutzung des früheren KWU-Areals am Kaiserlei in Offenbach. Das Areal hat durch seine weithin als „Gerippe“ sichtbaren Türme am westlichen Offenbacher und östlichen Frankfurter Stadteingang große Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Die ABG und die Stadt Offenbach haben einen Letter of Intent (LoI) vereinbart, den der Magistrat der Stadt Offenbach am Mittwoch beschlossen hat und ihn jetzt der Stadtverordnetenversammlung zur finalen Beschlussfassung vorlegt.
Äußerst komplizierte Herausforderung
„Die Türme gehören nicht der Stadt Offenbach und deshalb war es eine äußerst komplizierte Herausforderung, die richtigen Akteure für ein gutes Projekt zusammenzubringen“, erinnert Offenbachs Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke daran, dass die Handlungsmöglichkeiten der Stadt in den vergangenen Jahren eng waren. „Jetzt ist es gelungen, ein für Offenbach und für die Region durch und durch nützliches Vorhaben zu verabreden: von Wohnen bis Arbeitsplätze ist im zukünftigen „Kaiserviertel“ alles dabei, was dringend gebraucht wird. Das ist ein guter Tag für Offenbach und für die Region. Ich danke ausdrücklich und sehr ernsthaft allen bei der ABG und in Offenbach auf politischer und fachlicher Ebene, die mitgeholfen haben, diese Lösung zu ermöglichen.“
Der Frankfurter Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzende der ABG, Mike Josef sagt: „Eine gute Kooperation mit der Region ist mir wichtig. Von einer solchen Zusammenarbeit sollen alle profitieren. In der ganzen Region, aber insbesondere in Frankfurt, benötigen wir Wohnungen für Studierende und mehr bezahlbaren Wohnraum für alle. Deshalb war es mir wichtig, dass die ABG einen Vorschlag macht, wie ein vernünftiges Projekt funktionieren kann.“
Ines Fröhlich, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum sagt: „Kein Talent in Hessen soll sich darüber sorgen müssen, wie und ob sie oder er eine bezahlbare Wohnung findet. Als Wirtschaftsministerium haben wir deshalb bereits frühzeitig unsere Unterstützung zu diesem wichtigen Projekt zugesagt, immer unter der Voraussetzung, dass dabei ein Studentenwohnheim nennenswerter Größe entsteht. Im Zusammenspiel aller Beteiligten ist das gelungen, und wir stehen zu unserem Wort. An der Stelle der früheren KWU-Türme sollen 354 Wohnheimplätze für Studierende entstehen. Wir fördern so mit einem weiteren Projekt den Bau bezahlbarer Unterkünfte für Studierende und treiben den Wohnraumbau voran. Ein maßgeblicher Erfolgsfaktor, dass Hessen als Bildungsstandort attraktiv bleibt und zukünftigen Fachkräften ein zu Hause bietet.“
„Wohnen ist eine Aufgabe der Region und macht nicht an der Stadtgrenze halt”
ABG-Geschäftsführer Frank Junker erklärt: „Wohnen ist eine Aufgabe der Region und macht nicht an der Stadtgrenze halt. Wir planen auf dem früheren KWU-Areal in Offenbach einen positiven städtebaulichen Beitrag zum Gesamtkonzept Kaiserlei zu leisten und dringend benötigten Wohnraum zu realisieren. Das, wofür die ABG steht, werden wir auch an diesem Standort umsetzen: Neubau mit hoher Wohnqualität, hohem Energieeffizienzstandard, soziale Durchmischung und einer sinnvollen Infrastruktur. Bei der Entwicklung des Hafenquartiers und des Senefelder Quartiers haben wir uns bereits erfolgreich für neue Wohnungen und Quartiere in Offenbach engagiert. Wir freuen uns, dies bald auch auf dem bereits lange brachliegenden Areal am Eingang zur Stadt zu tun.“
Junker ergänzt: „Wesentlicher Eckpfeiler des Kaiserviertel-Projektes werden die 1.179 Mietwohnungen sein. Das ist unser Kerngeschäft. Deshalb machen wir das Projekt sehr gerne möglich und bedanken uns bei allen Beteiligten, dass es nun konkrete Form annehmen kann.“ Im Vorhaben sollen 30% der Zahl der Wohnungen als öffentlich gefördertes Studierendenwohnheim mit Platz für 354 Studentinnen und Studenten gebaut werden. „Das Land Hessen beabsichtigt die Errichtung des Studierendenwohnheims zunächst durch den Erwerb der betreffenden Teilfläche zu ermöglichen. Sobald sich die Pläne konkretisiert haben und Förderanträge für die Umsetzung eingegangen sind, werden wir diese nach Möglichkeiten unterstützen. Unser Landesförderprogramm „Studentisches Wohnen“ setzt genau dort an“, so Fröhlich. „Zusätzlich werden 10% der Fläche zur Wohnnutzung als öffentlich geförderte Wohnungen gebaut – damit es auch ein Angebot gibt für alle, die hart arbeiten, aber nur ein geringes Einkommen haben“, so Schwenke. Dies werden je nach final realisiertem Wohnungsmix circa 97 Wohnungen sein. Insgesamt gehören damit 23,2% der Bruttogeschossfläche Wohnen zum öffentlich geförderten Wohnraum.
“Schaffen Raum für Arbeitsplätze”
„Die Stadt und die ABG haben sich zudem darauf verständigt, dass entlang der Strahlenberger Straße ausschließlich Gewerbe und ein Parkhaus entstehen werden. Damit sichern wir die gewerbliche Entwicklung des Kaiserleis ab und schaffen Raum für Arbeitsplätze. Sehr erfreulich und wichtig für uns: Hier wird die ABG in jedem Fall mindestens 4.200 Quadratmeter konventioneller Büroflächen erstellen“, so Offenbachs OB Schwenke. Das Bestandshotel wird ebenfalls entlang der Strahlenberger Straße neu gebaut.
Neben diesen Eckpfeilern sind weitere Punkte für die Wirkung des Projektes wichtig. „Auch diese sind so ausgestaltet, dass es sich um ein in sich stimmiges Gesamtprojekt handelt“, betont Offenbachs Bürgermeisterin Sabine Groß, die ebenso wie Offenbachs Baudezernent Paul-Gerhard Weiß gemeinsam mit OB Schwenke für Offenbach die Verhandlungen mit der ABG geführt hat.
„Die Baumasse wird geringfügig unter dem bisherigen Baurecht liegen und 121.788 BGF betragen. Wir haben darauf geachtet, dass die Freiflächen und die Verdichtung dem entsprechend, was bisher in Offenbach zulässig war. Beispielsweise werden Teile der Dächer als Freiflächen für die Einwohnerinnen und Einwohner hergerichtet“, so Stadtrat Weiß.
Die Zahl der Autostellplätze soll 0,6 pro Mietwohnung betragen. Für das Studierendenwohnen wird, da Studentinnen und Studenten weniger Autos besitzen, ein geringerer Schlüssel festlegt. Der Wert liegt damit oberhalb der aus Entwicklersicht oft geforderten 0,5 Autostellplätze. „Außerdem ist festgehalten, dass dieser Wert auch tatsächlich gebaut wird. In anderen Vorhaben ist es üblich, durch ein Mobilitätskonzept oder durch Fahrradabstellplätze die tatsächlich zu bauende Zahl der Stellplätze noch zu reduzieren, so dass die Stellplatzzahl lediglich rechnerisch erreicht wird“, so OB Schwenke. Das ABG-Vorhaben am Kaiserlei wird stattdessen zusätzlich ein Mobilitätskonzept und zusätzlich Fahrradabstellplätze realisieren. Insgesamt sind 737 Autoabstellplätze geplant, mindestens aber 707. „Damit ist eine gute Grundlage geschaffen, dass das Vorhaben den rechtlichen Vorgaben entspricht und zugleich dem entstehenden Parkdruck möglichst angemessen gerecht wird. Die Fahrradabstellplätze werden in Innenräumen geplant“, sagt Baudezernent Weiß.
Im Vorhaben wird eine Kita realisiert
„Im Vorhaben wird eine Kita realisiert. Damit ist sichergestellt, dass unsere großen Fortschritte bei der Abdeckung der Stadt mit genügend Kita-Plätzen bestehen bleiben. Wie in Offenbach üblich, müssen die vom Bauvorhaben verursachten Kitaplätze von der ABG selbst bezahlt werden. Außerdem ist wie in allen vorhabenbezogenen Baurechtsschaffungen in Offenbach zudem auch ein Energiekonzept vereinbart, dass die Einhaltung der wichtigen Ziele des Klimaschutzkonzeptes 2035 der Stadt Offenbach ermöglicht und das Schwammstadtprinzip wird durch so viele versickerungsfähige Flächen und begrünte Dächer wie möglich umgesetzt“, betont Bürgermeisterin Groß.
„Dank größtem Engagement aller beteiligten Leitungsebenen und Fachleute der städtischen Dezernate, Ämter und Gesellschaften sowie aller Handelnden auf Seiten der ABG ist uns es gelungen, hier gemeinsam mit der ABG und GBO eine städtebaulich auch langfristig passende Lösung für das gesamte Quartier zu finden“, hebt Baudezernent Weiß hervor.
„Die ABG plant insgesamt eine Investition von mehr als 500 Millionen Euro. Bezugsfertig wird das Projekt voraussichtlich ab dem Jahr 2029 sein. Ein Abriss der Türme erfolgt im Frühjahr 2026“, erläutert ABG-Chef Junker.
„Für die öffentlich geförderten Wohnungen haben wir zudem eine Option vereinbart. Unsere Offenbacher Wohnungsbaugesellschaft GBO wird die Möglichkeit bekommen, die öffentlich geförderten Wohnungen zu kaufen und zu betreiben. Die Entscheidung darüber fällt, wenn die tatsächlichen Preise zum Bau durch die ABG genannt werden können. Dies wird voraussichtlich im Laufe des Jahres 2027 der Fall sein“, so der Aufsichtsratsvorsitzende der GBO Martin Wilhelm.
„Ein solch bedeutsames Projekt wirkt in Sachen Wohnen und Arbeitsplätze positiv für die gesamte Entwicklung des Kaiserleis und der Nachbarschaft. Daher ist es ein Vorteil, dies im Konsens mit wesentlichen politischen Kräften unabhängig von Opposition, Regierung und Wahlperioden zu realisieren“, betont OB Schwenke. „Die positive Begleitung des Projektes durch Union und Linke finde ich deshalb ein starkes Signal für die konstruktive politische Kultur in Offenbach“, dankt Schwenke.
Gerade im Kaiserlei-Gebiet besteht ein hoher Parkdruck
Gerade im Kaiserlei-Gebiet besteht ein hoher Parkdruck. Die CDU hat auf ausreichend PKW-Stellplätze Wert gelegt, welche bei dem Projekt erfreulicherweise realisiert werden. Ebenso begrüßt die Union die Berücksichtigung von Gewerbeflächen. „Der ausgewogene Mix von Wohnen und Gewerbe ist wichtig für die wirtschaftliche Entwicklung und für Arbeitsplätze in der Stadt“, so CDU-Chef Andreas Bruszysnki. Weiter: „Durch die Entwicklung von Wohnraum für Studenten entspannt sich der Wohnungsmarkt hoffentlich derart, dass auch Auszubildende leichter eine Wohnung finden.“
Offenbachs Linken-Fraktionschefin Gizem Erinc-Ciftci begrüßt im Namen der Linken, dass nach über zehn Jahren Stillstand und Bodenspekulation am Kaiserlei nunmehr eine tragfähige Lösung gefunden werden konnte. Zwar seien zehn Prozent geförderter Wohnraum neben Studentenwohnungen angesichts der angespannten Lage auf dem Offenbacher Wohnungsmarkt nicht ausreichend, und die Linke hätte sich einen deutlich höheren Anteil an Sozialwohnungen gewünscht. „Dennoch erkennen wir an, dass die jetzige Lösung unter den gegebenen Bedingungen die tragfähigste Option war – besser jedenfalls, als das Gelände weiter brachliegen zu lassen oder in privater Hand erneut der Spekulation zu überlassen“, so Erinc-Ciftci.
(Text: PM Stadt Offenbach)


