
Der aus Münster stammende Insolvenzverwalter Florian Bandrack und die Familie Aslan haben eine Lösung für die Zukunft des beliebten Lokals gefunden
Sie ist fraglos eine der bekanntesten und beliebtesten gastronomischen Adressen in Münster: Die „Pizzeria Romana“ kennt in der Gersprenz-Gemeinde praktisch jeder. Wer doch kurz überlegen muss, welches Lokal gemeint ist, hört den Groschen spätestens beim Zusatz „bei Francesco“ oder der Erwähnung der Betreiber Serif und Ibrahim „Ibo“ Aslan fallen.
Ob der fast immer voll besetzten Tische verwunderte in den vergangenen Wochen eine Nachricht, die sich im Ort wie ein Lauffeuer verbreitete: Serif Aslan, bis dato als Einzelkaufmann Inhaber des Restaurants, meldete Anfang September Insolvenz an. Der Betrieb lief zwar weiter, die vielen Stammgäste aber sorgten sich. Nun gibt es Entwarnung: Die Zukunft der Münsterer Gastro-Institution unter der Regie der Familie ist gesichert – woran der aus der Gemeinde stammende Insolvenzverwalter maßgeblichen Anteil hat.
Florian Bandrack, Rechtsanwalt und Partner bei der internationalen Beratungs- und Prüfungsgesellschaft Baker Tilly (Frankfurt), wuchs bis zur Aufnahme seines Studiums die ersten 20 Lebensjahre in Münster auf. Dass die Pizzeria Romana 1972 von Francesco Nacci eröffnet wurde, der sie eines Tages an seinen Sohn Cataldo weitergab, muss Bandrack niemand erst erklären. Auch nicht die wichtige gesellschaftliche Rolle, die der Inbegriff des „Nachbarschaftsitalieners“ einst in der Fritzegasse und seit der Jahrtausendwende im deutlich größeren Objekt in der Frankfurter Straße (früher „Hessischer Hof“) spielte und bis heute spielt.
Erhalt der Pizzeria als „eine Herzensangelegenheit”
Mit kleineren Verfahren wie dem zur Pizzeria, in der sieben Personen plus mithelfende Familienangehörige der Aslans arbeiten, ist Bandrack normalerweise selten betraut. Für Fälle im Altkreis Dieburg bestellt ihn das Insolvenzgericht Darmstadt freilich häufiger, auch ob des persönlichen Lokalbezugs. Den Erhalt der Pizzeria nennt Bandrack gar „eine Herzensangelegenheit. Das Vertrauen zu Serif und Ibrahim Aslan sei „von Anfang an da“ gewesen, die Sinnhaftigkeit der Rettungsanstrengungen habe „vom Charakter der Personen und von den Zahlen gepasst“.
Denn die Krise, in die die Pizzeria Romana im Februar dieses Jahres geriet, sei „nicht betriebswirtschaftlich bedingt“ gewesen. Konkreter darf sich Bandrack in seiner Funktion nicht äußern. Ibrahim Aslan tut dies seinerseits nur schweren Herzens, hat sich nach längerem Abwägen aber für die öffentliche Kommunikation dessen entschieden, was seinen Bruder und ihn hinter den Kulissen rund acht Monate lang beschäftigte. „Ich bin falsch beraten worden“, schildert er abstrakt, wie man sich plötzlich hohen Zahlungsaufforderungen gegenübersah, die sein Bruder nicht mehr habe bedienen können. Serif Aslan selbst ist beim Interview nicht dabei, „meinem Bruder geht’s jetzt aber wieder gut“, sagt Ibrahim Aslan. Im Betrieb ist Serif Aslan inzwischen nicht mehr involviert, „aus gesundheitlichen Gründen“.
Doch wie haben die Familie und Insolvenzverwalter Florian Bandrack binnen wenigen Wochen aus der schwierigsten Phase der Pizzeria (die selbst in der Corona-Zeit keine staatlichen Hilfen in Anspruch genommen habe, wie Ibrahim Aslan erzählt) eine tragfähige Lösung für die nächsten Jahre entwickelt? Entscheidend sei gewesen, dass Ibrahim Aslan für den künftigen Betrieb der Pizzeria eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung gegründet habe, erläutert Bandrack. Diese GmbH mit Geschäftsführer Ibrahim Aslan führt das Lokal seit dem 15. Oktober – und hat aus dem alten Betrieb „alles rausgekauft“, so der Insolvenzverwalter. „Ich musste den Betrieb verwerten, und wer außer den Mitgliedern der Familie hätte daran Interesse gezeigt?“, fragt er rhetorisch. Mit dem Erlös, den Serif Aslan auf diese Weise generierte, kann Bandrack einen Teil der Gläubigerforderungen bedienen. „Der nun von der GmbH geführte Betrieb ist insolvenzfrei“, betont er.
Ibrahim „Ibo“ Aslan ist damit ein Fels vom Herz gefallen. Durch seine nun nochmals gestiegene Verantwortung fürs Unternehmen habe er künftig zwar „noch mehr Stress, ich wusste aber, worauf ich mich einlasse“. Mit dem vom Gericht bestellten Insolvenzverwalter habe er auch wegen dessen Münsterer Wurzeln „Glück gehabt“. Dennoch: „Wenn ich meine Familie nicht hinter mir gehabt hätte, insbesondere meine Frau, dann hätte ich vielleicht gezweifelt.“ Für die Fortführung der Pizzeria Romana in der bewährten Manier bei gleichbleibendem Konzept und Team (seinen Bruder ausgenommen) habe er sich letztlich aber doch klar und bewusst entschieden: „Ich mache es gern und bin gern unter den Leuten – auch wenn du als Gastronom kein Privatleben hast.“
(Text: jedö)

