Mit Rüssel und Riesenohren: Nachwuchs bei den Erdferkeln im Zoo Frankfurt

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Das Erdferkel-Jungtier. (Foto: Zoo Frankfurt)

Erneut haben die Erdferkel im Frankfurter Zoo für Nachwuchs gesorgt. Ende September brachte Mutter Ermine ein Jungtier zur Welt. Insgesamt kann der Zoo Frankfurt 37 Erdferkelgeburten in den vergangenen 60 Jahren verzeichnen und ist damit weltweit einer der erfolgreichsten Zoos in der Zucht der außergewöhnlichen Säugetierart.


Schweineartiger Rüssel, lange Schnauze, gedrungene Gestalt, große Ohren – was nach einem Fabelwesen klingt, ist ein nachtaktives Säugetier aus Afrika: das Erdferkel (Orycteropus afer). Die Art hat im Frankfurter Zoo eine lange Tradition – bereits vor 100 Jahren wurden sie hier gezeigt.

Am 30. September kam ein Jungtier zur Welt – ein Weibchen. Die siebzehnjährige Ermine ist eine erfahrene Mutter, für die es bereits die achte Geburt war. Vater ist der 2002 geborene Irmo. Das kleine Erdferkel nimmt jeden Tag 150 bis 200 Gramm zu und entwickelt sich prächtig.

„Es ist schön, dass es bei den beliebten Erdferkeln wieder Nachwuchs gibt. Die Art ist zweifellos ein Highlight der großen Nachtabteilung im Grzimekhaus“, sagt Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft. „In Deutschland kann man die urtümlichen Säugetiere außer in Frankfurt derzeit nur in den Zoos von Berlin, Halle, Köln und Saarbrücken bestaunen.“

Zoodirektorin Dr. Christina Geiger ist tiermedizinische Beraterin (Vet Advisor) für das Zuchtbuch der Erdferkel: „Durch die Nachzucht können wir einen wichtigen Beitrag zur Zoopopulation der Erdferkel leisten. Aufgrund ihrer Anpassungen an das nachtaktive Leben ist auch heute noch relativ wenig über ihre Lebensweise bekannt und unser Wissenstand ändert sich permanent. Viele Informationen lassen sich nur an den Individuen in Zoos sammeln und erforschen. Die hier gewonnenen Erkenntnisse tragen zum besseren Verständnis der Bedürfnisse der Art bei, was auch dem entsprechend angepassten Schutz im Lebensraum zugutekommt. Selbst die Anatomie der Erdferkel ist noch lückenhaft bekannt und wird bis heute nach und nach aufgeklärt.“

Astrid Parys, Revierleiterin im Grzimekhaus, zeigt sich stolz über den Nachwuchs: „Diese faszinierenden Tiere zu halten, ist eine besondere Herausforderung. Im Dunkelbereich im Grzimekhaus haben wir dafür gute Bedingungen geschaffen. Unsere Erdferkel haben in ihrer Anlage Erdhöhlen, in die sie sich zurückziehen können. Im rückwärtigen Bereich befindet sich die sogenannte Wurfbox, in der das Kleine seine ersten Lebenswochen verbringt. Mutter Ermine kommt lediglich zum Säugen vorbei. Unsere Besucherinnen und Besucher werden sich also noch etwas gedulden müssen, bis sie das Jungtier zu Gesicht bekommen.“

Der Frankfurter Zoo kann auf eine lange Erdferkel-Haltung zurückblicken: Mit Unterbrechungen wird die Art seit 1925 gezeigt und äußerst erfolgreich gezüchtet. 1962 gelang hier die Welterstzucht. Bereits 37 Erdferkel kamen seitdem in Frankfurt zu Welt. In Europa gab es lediglich im Burgers‘ Zoo in den Niederlanden mehr Nachwuchs. Dort wird auch das Europäische Zuchtbuch koordiniert.

Wissenswertes über Erdferkel

Erdferkel (Orycteropus afer) leben als Einzelgänger, die sich nur in der Paarungszeit zusammenfinden. Das Ferkel im Namen verdanken sie der schweineartigen Rüsselscheibe am Ende ihrer langen Schnauze, mit deren Hilfe sie ihre Nahrung – vor allem Ameisen und Termiten – im Boden aufspüren. Erdferkel sind jedoch nicht mit den Schweinen verwandt, sondern stellen die einzigen Vertreter der Ordnung der Röhrenzähner dar.

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Erdferkel liegt in Afrika: Sie kommen in weiten Teilen südlich der Sahara vor, wo sie sowohl Savannen als auch Regenwaldgebiete und Buschland bewohnen. In einigen Gebieten, in denen der Mensch besonders stark in ihre Lebensräume eingreift, sind die Bestände zurückgegangen. Dennoch wird das Erdferkel von der Weltnaturschutzunion IUCN derzeit als „nicht gefährdet“ eingestuft. Damit es auch so bleibt, sind Zuchterfolge bei der selten in Zoos gehaltenen Art von großer Bedeutung, denn aufgrund ihres verborgenen Lebens im Freiland ist nach wie vor längst nicht alles über ihr Verhalten und ihre Ansprüche an den Lebensraum bekannt.

Eine Sonderfolge des Naturschutzpodcast „Hinter dem Zoo geht’s weiter“ von Zoo und Zoologischer Gesellschaft Frankfurt widmet sich den charismatischen Nachttieren. Zu finden ist die Bonusfolge unter Kennt ja kein Schwein: Erdferkel – Naturschutz-Podcast – Zoo Frankfurt.

(Text: PM Zoo Frankfurt)