
Seit vergangener Woche macht das neue Frankfurter Schulstraßen-Konzept vier Grundschulen und eine weiterführende Schule in der Mainmetropole sicherer: An Werktagen wird jeweils die Straße vor dem Schuleingang eine Stunde vor Unterrichtsbeginn für den motorisierten Verkehr gesperrt. Damit fördert die Stadt Frankfurt am Main eigenständige Schulwege und schafft spürbare Verbesserungen für die Verkehrssicherheit – ohne Elterntaxis, dafür mit mehr Raum für Kinder.
Zum Auftakt eröffnete Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert gemeinsam mit dem Straßenverkehrsamt, dem begleitenden Fachbüro bueffee und den beteiligten Griesheimer Schulleitungen am Dienstag, 18. November, kurz vor Schulbeginn die Schulstraße vor der Berthold-Otto-Schule und der benachbarten Georg-August-Zinn-Schule, begleitet von einem Rundgang zu einer neu eingerichteten Elternhaltestelle (Hol- und Bringzone).
Das Konzept Schulstraßen: Sicherheit und Eigenständigkeit auf dem Schulweg
Schulstraßen sind zeitlich begrenzte Sperrungen des Kfz-Verkehrs auf den wichtigsten Zufahrtsstraßen vor Schulen – jeweils eine Stunde vor Schulbeginn. Das Konzept beruht auf erfolgreichen Modellen aus europäischen Städten wie Wien und will auch in Frankfurt folgende Ziele erreichen:
• Mehr Verkehrssicherheit: Weniger unübersichtlicher Bringverkehr kurz vor Schulbeginn – mehr Ordnung, Schutz und Ruhe für Kinder.
• Förderung eigenständiger Mobilität: Kinder gehen selbständig zu Fuß, fahren mit dem Fahrrad oder Tretroller zur Schule und üben dabei Verkehrskompetenz. In vielen städtischen Setups steigert das Projekt das aktive Mobilitätsverhalten nachweislich. Kinder radeln oder laufen häufiger, und das nicht nur direkt vor der Schule, sondern auf ihrem gesamten Schulweg.
• Weniger Elterntaxis: Eltern halten an ausgewiesenen Elternhaltestellen (Hol- und Bringzonen) in größerem Abstand zur Schule oder verzichten ganz aufs Auto.
• Unterstützung der Mobilitätswende: Schulstraßen sind ein Baustein für eine nachhaltige innerstädtische Mobilität. Internationale Erfahrungen zeigen, dass Schulstraßen den Autoverkehr signifikant reduzieren. In London etwa wurden durch eine einzige Schulstraße über 96.000 Autofahrten pro Jahr eingespart.
Die Schulstraßen werden durch Schranken gesichert, die von geschulten Verkehrshelferinnen und -helfern – meist aus der Schulgemeinschaft – bedient werden.
„Die Straßen vor den ausgewählten Schulen sind, typisch für Frankfurt, durchweg sehr schmal. Schulstraßen sind ein Stellhebel, um die Verkehrssicherheit für die vulnerabelsten Verkehrsteilnehmenden trotz des zunehmenden Verkehrs im engen Straßenraum sicherzustellen“, sagt Mobilitätsdezernent Siefert. „Schulstraßen machen sichtbar, wie lebenswert eine Straße wird, wenn Kinder Vorrang haben. Wir schaffen Sicherheit, fördern Bewegung und bauen die Abhängigkeit vom Auto ab. Das dient nicht nur dem Verkehr, sondern der gesamten Stadtgesellschaft.“
Sylvia Weber, Dezernentin für Bildung, Immobilien und Neues Bauen, hebt die Bedeutung für die Gesundheit hervor: „Wer eigenständig läuft oder radelt, startet wach in den Schultag. Das steigert die Konzentration und fördert die körperliche und geistige Entwicklung. Schulstraßen machen den gesunden Schulweg zur Selbstverständlichkeit.“
Carola Rasch-Hegelund, Schulleiterin der Berthold-Otto-Schule, äußert sich bei der Pressekonferenz in Griesheim: „Die Kinder in Griesheim sollen sicher zur Schule kommen. Eltern und Stadt ziehen hier tatkräftig an einem Strang, um sichere Wege für alle zu gewährleisten.“
Dennis Kroeschell, Schulleiter der Georg-August-Zinn-Schule, ergänzt: „Sichere Räume sind die Grundlage gelingender Bildung – in der Schule, auf dem Hof und auf dem täglichen Schulweg. Die Schulstraße setzt dafür ein sichtbares Zeichen.“
Die fünf neuen Standorte in Frankfurt am Main
Nach einem Auswahlverfahren wurden fünf Standorte ausgewählt – auf Grundlage ihrer verkehrlichen Situation, des Engagements der Schulgemeinschaften und der technischen Umsetzbarkeit:
• Berthold-Otto-Schule und Georg-August-Zinn-Schule in Griesheim, Eröffnung am Dienstag, 18. November
• Meisterschule in Sindlingen, Eröffnung am Freitag, 21. November
• Friedrich-Fröbel-Schule in Niederrad, Eröffnung am Mittwoch, 19. November
• Steffi-Jones-Schule in Bonames, Eröffnung am Montag, 17. November
Begleitend wurden Elternhaltestellen eingerichtet, um Eltern alternative Haltepunkte anzubieten.
Projektablauf im Überblick
Das Projekt war mit einer Onlinebefragung an allen rund 180 Grund- und weiterführenden Schulen im Januar 2025 gestartet. In diesem Rahmen konnten sich die Schulen auch für die Einrichtung einer Schulstraße bewerben. 75 Schulen haben an dieser Umfrage teilgenommen, 34 Schulen haben sich für das Schuljahr 2025/2026 um eine Schulstraße beworben.
Es folgten Detailanalysen zu Unfallhäufungen und zu den Schulwegen dieser fünf Schulen. Die Schülerinnen und Schüler und ihre Eltern wurden zu ihren konkreten Schulwegen und möglichen Problemstellen befragt. Das Straßenverkehrsamt und das Fachbüro analysierten die in den Befragungen genannten Konfliktpunkte, stellten sie in Karten dar und entwickelten entsprechende Lösungsvorschläge. Diese Aspekte wurden in Werkstattgesprächen mit den Ortsbeiräten diskutiert, um dort die Maßnahmen gemeinsam festzulegen.
Im Anschluss erstellte das Fachbüro individuelle Detailkonzepte für die Schulstraßen sowie Hol- und Bringzonenkonzepte für die Elternhaltestellen. Die Konzepte umfassen planerische, organisatorische, straßenverkehrsrechtliche und technische Aspekte. Auch die Umsetzung begleiten das Straßenverkehrsamt und bueffee fachlich.
Das Projekt endet mit einer Evaluation und der Ergebnisdokumentation und soll Ende 2026 abgeschlossen sein.
Zum Hintergrund der Schulstraßen in Frankfurt
Bereits 2019 hatten CDU, SPD und GRÜNE im Frankfurter Magistrat ein Pilotprojekt zur Einführung von Schulstraßen beschlossen. Nach positiven Erfahrungen an der Theobald-Ziegler-Schule folgte 2022 die Erweiterung durch einen gemeinsamen Etatantrag der Fraktionen von GRÜNEN, SPD, FDP und Volt: Weitere 100.000 Euro standen für neue Schulstraßen bereit.
Die Stadt Frankfurt arbeitet dabei eng mit dem Fachbüro bueffee zusammen, unterstützt durch das Straßenverkehrsamt und das Stadtschulamt. Die Projektumsetzung erfolgt in Abstimmung mit der Schulgemeinde und einem Netzwerk aus Verkehrssicherheitsorganisationen.
(Text: PM Stadt Frankfurt)
