
Erdgas-Blockheizkraftwerk mit Kraft-Wärme-Kopplung entsteht am Rand des Friedhofs an der B448
Für das neue Baugebiet „Bieber-Nord” hat die Energieversorgung Offenbach AG (EVO) bereits ein hocheffizientes und umweltschonendes Nahwärmenetz errichtet. Die dazu passende Heizzentrale soll den Plänen zufolge bis Ende des Jahres gebaut und betriebsbereit sein.
Dazu soll der ungenutzte nördliche Randbereich des Bieberer Friedhofs entwidmet werden. Das rund 800 Quadratmeter große Areal liegt direkt an der B448 und gegenüber dem Neubaugebiet, dessen Bewohnerinnen und Bewohner dann von der neuen Anlage mit Wärme versorgt werden. Die Pläne dazu stellten Stadt und EVO während eines Bürgergesprächs vor der Fläche auf dem Friedhof vor.
Areal wird wegen der hohen ungenutzten Kapazität des Friedhofs auch zukünftig nicht gebraucht
Martin Wilhelm, zuständiger Dezernent für den Stadtservice der Stadtwerke Offenbach, befürwortete das Vorhaben und machte die Vorteile deutlich: „Das Areal ist bislang frei geblieben und wird wegen der hohen ungenutzten Kapazität des Friedhofs auch zukünftig nicht gebraucht werden. Zudem ist die unmittelbare Nähe zur Lärmschutzwand wenig geeignet für eine letzte Ruhestätte. Deshalb können wir diesen Teil ohne Verlust der Pietät entwidmen, durch eine begrünte Gabionenwand vom Friedhof abtrennen und für den Bau der Heizzentrale verpachten.“
Die Entwicklung des Baugebietes Bieber Nord erklärte Offenbachs Baudezernent Paul-Gerhard Weiß: „Wo immer wir für Menschen dringend benötigten neuen Wohnraum schaffen, brauchen wir die Infrastruktur dazu. Der bisher vorgesehene Standort für die Heizzentrale im Kellergeschoss der Grundschule hat sich als technisch sehr aufwendig und mit dem Schulbetrieb nicht kompatibel erwiesen.“ Weiß verwies darauf, dass es im Geltungsbereich des vor langer Zeit beschlossenen Bebauungsplanes für Bieber Nord kein weiteres Grundstück für Gemeinbedarf gibt, auf dem die Einrichtung der Heizzentrale zulässig wäre. Da das Gebiet in der Nachtschutzzone des Frankfurter Flughafens liegt, ist der B-Plan gleichsam eingefroren, Änderungen sind nicht mehr zulässig.
„Eine umfassende Prüfung von Alternativstandorten ergab, dass dieses unbelegte Teilstück hier am nördlichen Rand des Friedhofs und gegenüber vom Versorgungsgebiet in Frage kommt“, führte Baudezernent Weiß weiter aus. „Deshalb ist es gut, wenn die Bauarbeiten für die Heizzentrale bald beginnen, damit sie mit dem wachsenden Baugebiet Schritt halten kann. Die ersten Familien sind schon eingezogen. Bereits im kommenden Winter sollen die Bewohnerinnen und Bewohner der Neubauten von der Wärme der Anlage profitieren können.“
Anlage auf neuestem Stand der Wärmeversorgung
Die Anlage selbst entspricht dem neuesten Stand der Wärmeversorgung. „Wem Nachhaltigkeit und Werterhalt seines Hauses wichtig sind, dem bieten wir den passenden Anschluss”, sagte EVO-Technikvorstand Günther Weiß heute bei einem Informationstermin für Bürger und Journalisten in Bieber. Insgesamt sollen in Offenbachs neuem Baugebiet 920 Wohneinheiten für mehr als 2.000 Menschen sowie eine Schule und ein Kindergarten entstehen.
Nach Angaben des EVO-Technikvorstands hat sein Unternehmen bereits ein rund 2.700 Meter langes, hochgedämmtes Rohrleitungssystem verlegt, an das sich die künftigen Anwohner anschließen lassen können. Die dafür notwendige Wärme wird in einem Erdgas-Blockheizkraftwerk nach dem Prinzip der sogenannten Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt. Das bedeutet, dass in dem Heizkraftwerk Strom und Wärme gleichzeitig produziert wird. Damit alles reibungslos funktioniert, werden zwei Brennwertkessel und ein Heizwasserpufferspeicher mit einem Fassungsvermögen von 50 Kubikmetern zum Einsatz kommen.
Durch die Kraft-Wärme-Kopplung weist das Nahwärmenetz für Bieber-Nord einen besonders hohen Effizienzgrad auf. Der Primärenergiefaktor ist laut Günther Weiß mit 0,23 zertifiziert. Dieser Faktor gibt an, welche Energiemenge zur Erzeugung von einer Kilowattstunde erforderlich ist. Je niedriger dieser Faktor ist, desto besser ist die Energieausbeute und damit die Klimabilanz.
„Da die Anschlussnehmer frei in der Wahl ihres Heizsystems sind, wollen wir die potentiellen Bauherren auch weiterhin von unserer Energielösung überzeugen”, führte der EVO-Technikvorstand Weiß weiter aus, der auf die vielen Vorteile eines Nahwärmenetzes verwies. Im Vollkostenvergleich mit anderen Versorgungssystemen schneide die Nahwärme besonders gut ab – nicht zuletzt im Vergleich zu Wärmepumpen. Bisher habe die EVO 58 Verträge für insgesamt 310 Wohnungen mit den Eigentümern geschlossen – das sind rund 30 Prozent aller in Bieber-Nord geplanten Wohnungen. Das Gelände ist bisher zu rund 40 Prozent bebaut.
Mehr Raum zum Wohnen
Weitere Pluspunkte eines Nahwärmenetzes sieht Weiß darin, dass die Bauherren keine Investitionen für eine eigene Heizungsanlage, einen Heizungsraum und einen Schornstein tätigen müssen. „Stattdessen bleibt mehr Raum zum Wohnen.” Außerdem entfielen die jährlichen Kosten für die Heizungswartung und den Schornsteinfeger. Für die Versorgungssicherheit sorgt die EVO mit einem eigenen 24-Stunden-Notdienst. Nicht zuletzt bestimmt der energetische Zustand eines Gebäudes auch die Fördermöglichkeiten durch die KfW-Bank und beeinflusst somit maßgeblich den dauerhaften Werterhalt. „Denn ein Nahwärme-Anschluss verbessert die Energiebilanz eines Hauses deutlich, wodurch die künftigen Eigentümer viele der gesetzlichen Vorgaben zur energetischen Bauweise erfüllen.”
Während der Bauarbeiten kann es wochentags für die Angehörigen beim Besuch der Grabstellen zu Beeinträchtigungen durch Baustellenfahrzeuge kommen. Urnenbäume, die der Baustelle am nächsten stehen, werden durch einen Bauzaun geschützt. Es wird zudem darauf geachtet, dass die Arbeiten während Trauerfeiern ruhen.
Als nächster Schritt wird damit begonnen, in dieser Woche, rechtzeitig vor Beginn der Brut- und Setzzeit, die Sträucher und kleineren Bäume auf dem Areal an der B448 zu entfernen. Der eigentliche Baubeginn ist für Frühjahr geplant.
(Text: PM Stadt Offenbach)