Büttelborn: Biberdamm wird behutsam verkleinert

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Symbolbild Biber (Foto: miloszelezny auf Pixabay)

Behörden haben Mensch wie Natur im Blick / Ziel: Weniger Vernässung

Seit mehr als zwei Jahren fühlt sich in Büttelborn am Landgraben ein Biber heimisch. Im Sommer 2020 konnte der Bau eines Damms an der blauen Brücke in Höhe der Büttelborner Moorlöcher beobachtet werden. Anfangs wurde vermutet, dass jemand die Äste in den Bach geworfen hatte. Doch schon nach kurzer Zeit hatte sich ein stattlicher Biberdamm entwickelt.

Diese aufwändige Arbeit leisten Biber nur, wenn der Wasserstand in Gewässern nicht ihren Ansprüchen genügt. Dies war bei dem Biber in Büttelborn wohl der Fall, denn ein Jahr später kam ein zweiter Damm dazu. Der Aufstau des Wassers ist notwendig, damit der Eingang zu der Biberburg immer unter Wasser liegen kann.

Über sogenannte Biberrutschen bewegt sich der Biber auf beiden Seiten des Landgrabens auf Nahrungssuche. Durch den Bau von Dämmen gestaltet der Biber aktiv seinen Lebensraum. Dies wirkt sich im Allgemeinen positiv auf Artenvielfalt, Gewässerqualität, Hochwasserschutz und Grundwasserhaushalt aus.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Aktivitäten des Bibers auch zu Problemen führen. Durch den Biberdamm wird das Wasser aufgestaut und durch den Rückhalt in der Fläche kann es zu Überschwemmungen kommen. Zusammen mit den ausgiebigen Niederschlägen über das ganze vergangene Jahr verteilt beklagten sich mehrere Landwirte über vernässte Wiesen. Auch der Grundwasseranstieg führt in einem Gebiet wie dem Hessischen Ried, in dem es teilweise jetzt schon hohe Grundwasserstände gibt, zu Problemen.

Selbst geringste Aufstauungen machen sich bemerkbar

Durch die Lage von Büttelborn in einer Senke machen sich selbst geringste Aufstauungen bemerkbar. Bei kurzen heftigen Niederschlägen wird der Wasserstand im Landgraben zu hoch und dies führt zu Vernässungen. Aus diesem Grund erfolgt nun in Abstimmung mit dem Regierungspräsidium (RP) Darmstadt, der Unteren Naturschutzbehörde und der Unteren Wasserbehörde eine erste kleine Maßnahme am zweiten Damm.

Dabei wird von Hand ein Teil des Damms abgetragen, um die Höhe zu reduzieren. Durch diese Reduzierung wird ein geringerer Aufstau erreicht. Dies wiederum führt zu einer Senkung des in unmittelbarer Umgebung gestiegenen Grundwasserspiegels und des Wasserspiegels in den mit dem Landgraben verbundenen Gräben.

„Die behutsame Maßnahme entspricht im Prinzip dem, was auch bei einem stärkeren Hochwasser natürlicherweise passieren würde“, erklärt der Bibermanager Ulrich Götz-Heimberger vom RP Darmstadt. Die Maßnahme wird jetzt im späten Winter durchgeführt, damit der Lebensraum des Bibers nicht in einer zu empfindlichen Phase für den Nager gestört wird. Denn werden zu einem falschen Zeitpunkt oder in zu großem Umfang Maßnahmen am Biberdamm durchgeführt, kann es passieren, dass der Biber seine Bauaktivitäten verstärkt und noch höhere Dämme aufschichtet. Dies gilt es zu vermeiden.

Durch den geringen Rückbau gibt es ein vorsichtiges Herantasten an Maßnahmen, die der Biber akzeptiert. Da sich jedes Tier anders verhält und eine andere Störtoleranz hat, kann dies nur durch Ausprobieren in Erfahrung gebracht werden. „Unser Ziel ist es stets, eine Lösung im Einklang von Natur und Mensch zu schaffen“, betont Elke Grimm, Leiterin des Fachdiensts Natur-, Wasser- und Bodenschutz in der Kreisverwaltung Groß-Gerau. „Wir werden die geplante Maßnahme sowie die Reaktion des Bibers darauf genau beobachten. Das Ziel aller Verantwortlichen ist es, dem Biber diesen naturnahen Lebensraum mit einem Großteil von Flächen im Natur- und im Landschaftsschutzgebiet zu erhalten.“

(Text: PM Kreis Groß-Gerau)