Mit dem „Sommer am Main“ wird der Mainkai 2022 temporär umgenutzt
„Für diesen Sommer haben viele Akteure die Grundlage geschaffen, damit die Bürger:innen und Gäste der Stadt sich den Raum am Mainkai aneignen, vielfältig nutzen und temporäre Aufenthaltsqualität ausprobieren können“, freut sich Stefan Majer, Dezernent für Mobilität und Gesundheit. Die diesjährige Veranstaltung verteilt sich dabei auf drei Zeiträume, gerahmt von den bekannten Stadtfesten Mainfest und Museumsuferfest – und hat eine ganze Menge zu bieten: Vor allem kann man sich aktiv einbringen und den gesetzten Rahmen mit eigenen Ideen ausfüllen.
„Wir möchten den Blick nach vorne richten, wieviel Potenzial im Mainkai als lebendiger Stadtraum steckt“, sagt Klima- und Umweltdezernentin Rosemarie Heilig. „Er wird einmal die Krönung der Erfolgsgeschichte ,Grünes Mainufer‘, die 2006 mit der Fußball-WM begann. Hier wird einmal so viel urbanes Leben sein wie im Hafenpark.“
„Die Sport- und Bewegungsfelder, die Schülerinnen und Schüler auf die Straße gemalt haben, laden zum Mitmachen und Ausprobieren ein. Ein großes Dankeschön geht an den Sportkreis und seine Vereine, die einen großen Teil der Angebote stemmen“, erklärt Sport- und Planungsdezernent Mike Josef. Einen wichtigen Baustein liefert der Verein Umweltlernen in Frankfurt mit dem Netzwerk Nachhaltigkeit lernen.
Kultur niedrigschwellig und unkompliziert an die Menschen bringen
„Diesen Sommer wollen wir den gesamten Stadtraum nutzen, um die Kultur niedrigschwellig und unkompliziert zurück an die frische Luft und an die Menschen zu bringen. Ich freue mich, dass der Mainkai beim ‚Sommer am Main‘ ein Schauplatz für Kunst und Kulturveranstaltungen ist und auch unser KUFTI – das Kultur- und Freizeitticket – mit einem Stand vertreten sein wird“, sagt Kulturdezernentin Ina Hartwig. Auch das Museum Giersch beteiligt sich am Programm.
„Wir sind gespannt, wie sich die Bürgerinnen und Bürger beteiligen werden. Denn wir können und möchten aus den Erfahrungen dieser Form der Partizipation auch für weitere Projekte und Beteiligungsformate lernen“, sagt Stadträtin Eileen O’Sullivan.
Ermöglicht hat dies eine Kooperation und enge Zusammenarbeit mit der Tourismus+Congress GmbH Frankfurt, die während der Sommerferien auch das Mainfest und das Museumsuferfest organisiert. Eine enge Abstimmung und die Nutzung von Synergien gab es zudem mit der Veranstaltung „Eurobike City“ zu Beginn der diesjährigen Umnutzung. Essenziell für die Veranstaltungsorganisation war die konstruktive Zusammenarbeit und Unterstützung durch das Service Center Veranstaltungen, was einmal mehr gezeigt hat, wie solch neue Wege in der Organisation in die Realität umgesetzt werden können.
Im Rahmen vom „Sommer am Main“ geht es nicht nur um die temporäre Umnutzung, sondern vielmehr um die Erprobung der gemeinwohlorientierten Nutzungsmöglichkeiten und -bedürfnisse für diesen zentralen und historisch bedeutsamen Ort. Ziel ist es, der Frage nachzugehen, wie dieser Stadtraum zwischen Römer und Main in Zukunft genutzt und gestaltet werden soll, wenn er kein Straßenraum mehr ist. Im Rahmen des Projektes „Post-Corona-Innenstadt“ werden mit Unterstützung des Kooperationspartners Deutsches Architekturmuseum (DAM) daher Workshops und Befragungen über den gesamten Zeitraum stattfinden. Ebenfalls eingebunden ist die Initiative Making Frankfurt, die zwischen Historischem Museum und Mainkai 21 die temporäre „Mainkai-Werkstatt“ ermöglicht, in der Pflanzbeete oder Möbel gebaut werden können und wo ein bunter Garten aus Pflanzen und Ideen entstehen wird.
Es wird vor allem zahlreiche Möglichkeiten geben, sich den Straßenraum für Sport und Bewegung anzueignen, denn in einem ersten Schritt haben Künstlerinnen und Künstler im Rahmen einer Streetart-Aktion mit Schülerinnen und Schülern aus insgesamt neun Frankfurter Schulen die Straßenoberfläche zum Kunstraum werden lassen und diese mit Sportfeldern und Grafikmotiven bemalt. Das Projekt „Urban Sports Park“ durch das Kollektiv TAB und Stabil für das Sportdezernat der Stadt Frankfurt wurde von Michaela Kessler for Desres Design Studios designt und die Ausführung erfolgt durch Florian Joeckel und Achim Richter für Guilty76 Street Guerilla und Massif Central.
Die Angebote werden überwiegend von Vereinen, Museen und weiteren Akteuren ehrenamtlich gestaltet und finden regelmäßig am Nachmittag und am frühen Abend bis 20 Uhr statt. An einzelnen Tagen freitags und samstags gibt es Angebote bis 22 Uhr. Zunächst Höhe Mainkai 20 und später am Eisernen Steg wird es eine bewirtschaftete Toilette geben, geöffnet sonntags bis donnerstags von 10 bis 20 Uhr sowie Freitag und Samstag jeweils von 12 bis 22 Uhr.
Weitere Informationen zum Programm gibt es online unter der Seite Sommer am Main.
Zum Hintergrund
Die Pandemie hat einmal mehr gezeigt wie wichtig der öffentliche Raum ist. Es ist ein lebendiger und gleichzeitig rückzugbietender Lebensraum für Menschen, die hier wohnen, arbeiten, ihre Freizeit verbringen und in dem Zusammenhang Orte für Bewegung, Begegnungen, Erholung und vieles mehr suchen. Insbesondere in den Sommermonaten suchen Menschen verstärkt die Parks, Grünflächen, Straßen und Plätze auf; es finden sich an diesen Orten vielfältige Gruppen zusammen und gehen unterschiedlichen Aktivitäten nach.
Eine zentrale Bedeutung für die Stadt Frankfurt nimmt hierbei der Stadtraum am Main ein. Der Main ist die wichtigste Lebensader der Stadt: Ort der Gründung 794 durch Karl den Großen, Hafen, Umschlag-, Handels- und Marktplatz, gewürdigt durch die Fischer, die seit Weihung der Dreikönigskirche 1340 hier ihr jährliches Mainfest feiern, gerahmt durch die Wohnzeilen des „weißen Mainprospekts“, geprägt durch die Kultur, die mit dem Museumsufer erheblich zum internationalen Erfolg der Finanzmetropole beiträgt, eingebettet in die umfassende Umgestaltung des Stadtraums am Main seit den 1980er Jahren. Die Promenaden entlang der begrünten Flussufer zwischen Ost- und Westhafen erfreuen sich heute größter Beliebtheit bei Fußgängern und Radfahrern und auch die Verbindung zwischen „Hibbdebach“ und „Dribbdebach“ wurde durch den Bau des Holbeinstegs 1990, als zweite Fußgängerbrücke neben dem Eisernen Steg, verbessert. Einzig hat die Nutzungsintensität seitdem stetig zugenommen und so zeichnen die aktuellen Konfliktlinien zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmern ein Bild, das eine weitergehende Neuverhandlung des zur Verfügung stehen öffentlichen Stadtraums zu erfordern scheint.
Mit Nutzung des Mainkais zwischen Alter Brücke und Untermainbrücke für besondere Veranstaltungen, nicht zuletzt im Rahmen des Verkehrsversuchs 2019/20, konnten bereits einige Erfahrungen und Gestaltungsideen gesammelt werden, die eine dauerhafte Neugestaltung dieses Straßenabschnitts nahelegen. Deshalb soll es in diesem Sommer erneut die Chance geben, die Potenziale und Möglichkeiten für eine zukünftige Nutzung und Gestaltung experimentell zu erkunden und darüber in den Austausch zu treten.
Welche Nutzungen und Qualitäten braucht die Stadtgesellschaft an diesem zentralen Ort? Was zeichnet das Mainufer aus, wenn es nicht vom Auto geprägt wird, sondern die Menschen der entscheidende Maßstab sind? Wie finden wir einen angemessenen Umgang mit der historischen, kulturellen und sozialen Bedeutung des Mainkais? Wie wollen wir uns als Stadt präsentieren? Welche Bedeutung hat für uns die Verknüpfung der Innenstadt mit dem Main? Die in diesem Austausch gewonnenen Erfahrungen und Anregungen sollen in die weiteren Überlegungen zur Gestaltung einfließen und werden Grundlage für das zu erarbeitende Freiraum- und Gestaltungskonzept.
(Text: PM Stadt Frankfurt)