Zeit für Momo

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„Momo“ warb im Deutschunterricht für das Lesen. (Foto: GBS)

Ein Blick hinter die Kulissen des Films mit Radost Bokel

Rodgau (RZ) Eine Schauspielerin zu Gast im Unterricht, das ist etwas Besonderes, noch dazu, wenn es sich um die Darstellerin der berühmten Kinderbuchfigur „Momo“ handelt, die die Klasse 6bG der Georg-Büchner-Schule gerade im Film gesehen hat. Voraus ging die Behandlung des erfolgreichen Romans von Michael Ende im Deutschunterricht.

Der Roman erschien 1973, der Film 1986 – bei den Dreharbeiten war Radost Bokel zehn Jahre alt, also sogar noch jünger als die Sechstklässler, die nun erwartungsvoll mit vielen Fragen vor ihr sitzen. Die Kinder erfahren, dass eine Zeitungsanzeige am Anfang stand: „Der unendliche Ende sucht seine Momo“. Bewerbung und Einladung zum Casting in Frankfurt folgten und ziemlich schnell die Entscheidung und dann die Dreharbeiten in der italienischen Filmstadt Cinecittà. Dreieinhalb Monate in Rom zu Beginn der 5. Klasse! Aber bei der Rückkehr kein Pardon: Radost musste alles nacharbeiten, hatte es nicht leichter, sondern sogar schwerer in der Schule als die anderen, wurde nicht bevorzugt, sondern sogar von einigen schlecht behandelt. Das ist ihre Antwort auf die Frage: „Wie hat damals der Ruhm Ihr Leben verändert?“
Aber zunächst gab es in den Kulissen der Filmstadt viel für ein Kind zu entdecken. Zuallererst, dass die Mauern des Amphitheaters und die alten Häuser aus Styropor hergestellt waren, was sie dazu verleitete, immer wieder kleine Löcher hineinzubohren. Die treue Begleiterin Kassiopeia gab es als echte Schildkröte und als ferngesteuerte für manche Szenen. Haltegurte und Windmaschine lassen ihren Kampf gegen den Widerstand der Niemals-Gasse im Film echt aussehen. Vor den Grauen Herren hatte sie keine Angst, versichert sie auf Nachfrage, denn sie kannte ja die Schauspieler aus den Drehpausen, und Armin Mueller-Stahl, der den Vorsitzenden der Zeit-Diebe spielt, war besonders nett zu ihr.
„Wer sind denn heute unsere Zeit-Diebe?“, fragt Radost Bokel die Kinder am Ende ihrer interessanten Power-Point-Präsentation. „Es gibt sehr unterschiedliche Arten von Grauen Herren“, erklärt ein Schüler. Dem stimmen alle zu und diskutieren, was für sie alles dazugehört und ob man Zeit nun verschwenden, verlieren oder sparen könne.
Einig sind sich alle über die Auswirkungen eines Lebens, das von „Grauen Herren“ bestimmt wird: „Sie wollen unsere Geselligkeit und Freundschaften vernichten und nehmen uns das Glück!“
Momo kann ihre Freunde vor diesem Schicksal retten, aber ob wir uns im 21. Jahrhundert noch einmal auf das Erscheinen einer Märchenfigur verlassen können? Michael Ende bietet in seinem Roman eine Lösung zur Bekämpfung der Zeit-Diebe für alle Generationen an. Er lässt Meister Hora sagen: „Sie entstehen, weil die Menschen ihnen die Möglichkeit geben zu entstehen.“
Buch und Verfilmung gehören zu den Klassikern der Kinderliteratur. Deutschlehrerin Beate Hoffbauer rät, sich im Herbst und Winter viel Zeit zum Lesen und Nachdenken zu nehmen. Das hält ganz sicher die Zeit-Diebe fern!

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