Auch über Tabuthema mit dem Arzt sprechen: Harninkontinenz

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Leitende Oberärztin Annette Dürr Foto: Asklepios

LANGEN (PM) – Die Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe der Asklepios Klinik Langen hilft Frauen, die unter Beckenbodensenkung und Harninkontinenz leiden.

Es gibt Dinge, über die niemand gerne spricht. Dazu gehören gesundheitliche Beschwerden, vor allem wenn sie die Intimsphäre betreffen: bei Frauen etwa Beckenbodensenkung und Harninkontinenz. Hier handele es sich um ein „Tabuthema“, sagte Eckart Krapfl, der Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe der Asklepios Klinik Langen. Bei vielen Betroffenen gebe es eine große Hemmschwelle, sich deswegen an eine Ärztin oder einen Arzt zu wenden. Selbst beim Besuch des Frauenarztes zur Krebsvorsorgeuntersuchung würden diese Beschwerden von Betroffenen manchmal verschwiegen. Jede dritte Frau im Wartezimmer einer gynäkologischen Praxis habe derartige Probleme, hob Annette Dürr, die Leitende Oberärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, hervor. Meist seien die Frauen aus ganz anderen Gründen zum Arzt gegangen. Krapfl appellierte an die Betroffenen, ihre Hemmungen zu überwinden und das Thema offen anzusprechen: Ärzte seien schließlich zur Verschwiegenheit verpflichtet.

„Harninkontinenz und Senkungsbeschwerden – Was man dagegen tun kann“: Mit diesem Thema befasst sich ein Vortrag, den Dürr am Mittwoch, 28. April, um 18 Uhr hält. Die Asklepios Klinik Langen setzt damit ihre Veranstaltungsreihe „Patientenakademie 2021“ fort. Wegen der Einschränkungen, die während der Corona-Pandemie gelten, kann man den Vortrag allerdings nur im Internet über Skype verfolgen. Dazu ist es erforderlich, sich vorher per E-Mail beim Sekretariat der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe (si.braun@asklepios.com) anzumelden. Dürr hofft, dass möglichst viele Frauen dieses Informationsangebot annehmen.

Nach Krapfls Worten können eine Senkung der Gebärmutter und Harninkontinenz sowohl einzeln als auch gemeinsam auftreten. Beide Symptome ließen sich aber behandeln. Bei betroffenen Frauen bestehe erheblicher Leidensdruck. Verliert die Patientin in bestimmten Situationen Urin, gelte es, die Ursache herauszufinden. Bei einer Beckenbodensenkung habe die Frau das Gefühl, dass die Gebärmutter nach unten drücke. Erster Ansprechpartner für die Untersuchung sei eine niedergelassene Gynäkologin oder ein niedergelassener Gynäkologe. Wie kommt es zu einer Beckenbodensenkung? Mit Abstand die meisten Fälle treten bei Frauen auf, die Kinder geboren haben. Die Schwangerschaft führe dazu, dass das Gewebe der werdenden Mutter weicher werde, erläuterte Dürr. Die eigentliche Geburt, bei der das Gewebe stark gedehnt werde, sei ein weiterer Faktor. Aber auch ein Kaiserschnitt schütze nicht vor einer Beckenbodensenkung. Häufig tritt sie bei Frauen über 40 Jahren oder älteren Frauen auf.

Manchmal hilft eine konservative Therapie, etwa Beckenbodentraining oder eine Behandlung mit Medikamenten, in anderen Fällen nicht. Auch wenn es mit einer konservativen Therapie nicht getan ist, muss sich die Patientin nicht mit ihren Beschwerden abfinden. Schon seit geraumer Zeit bietet die Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe eine Urogynäkologische Indikationsambulanz an, die Dürr gemeinsam mit ihrer Kollegin Birthe Furthmann betreut. Hier ist Gelegenheit, das weitere Vorgehen abzuklären, das in eine Operation münden kann. Beckenbodentraining sei „das erste, was wir einer Frau empfehlen“, machte Dürr deutlich. Entsprechende Anleitungen dazu gebe es auch im Internet auf „YouTube“. Es gehe nicht darum, den Frauen sofort zur Operation zu raten. Die meisten Frauen, die die Indikationsambulanz an der Klinik aufsuchten, hätten aber alle konservativen Behandlungsmöglichkeiten schon ausgeschöpft. Nach Krapfls Worten lassen sich ein Teil der Harninkontinenzen ebenso wie auch Senkungen sehr gut operativ behandeln. Empfehlen die Ärzte einen solchen Eingriff, kann dieser in Langen vorgenommen werden: Das Team der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe verfügt hier über langjährige Erfahrung. Bei den meisten Frauen könne man den Leidensdruck erheblich mindern, sagte Dürr.

In der Urogynäkologischen Indikationsambulanz sei Gelegenheit, mit der Patientin alles individuell zu besprechen. Tritt Harnverlust etwa beim Husten, Lachen oder Niesen auf, reicht in vielen Fällen ein kleiner Eingriff aus, bei dem die Ärzte ein spannungsfreies Bändchen unter die Harnröhre legen. Nach Krapfls Worten ist dies in der Regel nur mit einem eintägigen stationären Aufenthalt verbunden. Die Patientin merkt später nichts davon und kann ihr ganz normales Leben weiterführen. Bei Senkungsoperationen wurde früher die Gebärmutter entfernt. Heute geschieht das nicht mehr: Dies sei „nicht mehr Stand der Wissenschaft“, so Dürr. Es gebe verschiedene Techniken, eine Senkung operativ zu beheben; dies müsse aber stets ganz individuell festgelegt werden.

Über 40 Betten verfügt die Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, an der zehn Ärztinnen und Ärzte tätig sind. Angegliedert ist ein interdisziplinäres Brustkrebszentrum, in dem gut- und bösartige Veränderungen der Brust behandelt werden. Jährlich rund 2000 Patientinnen, die meisten aus dem Kreis Offenbach und Umgebung, suchen die Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe auf. Krapfl wirkt dort seit 2005 als Chefarzt. Dürr ist seit 2003 am Langener Krankenhaus tätig. In den vergangenen Jahren habe man das Angebot immer wieder verbessert und erweitert; die Klinik sei medizinisch „up to date“, machte Krapfl deutlich. Gerade durch die Urogynäkologische Indikationsambulanz könne man vielen Patientinnen helfen. Man altere heute gesünder und aktiver als früher, hob Dürr hervor. Frauen wollten auch im Alter leistungsfähiger sein. Man akzeptiere nicht, „dass man mit 70 beim Joggen Urin verliert“. Vor 30 oder 40 Jahren sei niemand mit 70 überhaupt zum Joggen gegangen. Der Handlungsdruck sei dadurch für betroffene Frauen viel größer geworden. Nach den Worten von Krapfl ist es „auch für uns Ärzte schön, wenn man Leute behandelt, die nachher zu einem kommen und sagen, jetzt geht es mir viel besser als vorher“.

Weitere Informationen unter: www.asklepios.com/langen

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