Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammer (IHK)

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Foto: Pixabay
Licht und Schatten wie noch nie

Die aktuelle IHK-Konjunkturumfrage zeigt weiter ein gespaltenes Bild: Während die Industrie kraftvoll nach vorne strebt, herrscht in den vom Lockdown stark betroffenen Branchen nach wie vor eine Mollstimmung.

Als größtes Risiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung nennen die Unternehmen die Wirtschaftspolitik. Das Coronavirus spaltet die Wirtschaft auch 15 Monate nach Ausbruch der Krise. Die Industrie gewinnt an Kraft und ist weiter Motor der konjunkturellen Entwicklung. Gastgewerbe, Teile des Einzelhandels und der Dienstleister sind nach dem monatelangen Lockdown schwer gezeichnet. Allerdings stehen die Zeichen insgesamt auf Erholung. Zu diesen Ergebnissen kommt die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Darmstadt Rhein Main Neckar, für die sie rund 1.000 Unternehmen aus der Region befragt hat.

Geschäftsklima-Index erholt sich leicht

„Die Zeichen stehen auf Erholung. Das gilt aber nur in einzelnen Branchen und in dem Maße, wie die Politik es zulässt“, fasst IHK-Präsident Matthias Martiné zusammen. Wie zu Jahresbeginn sind Industrie und industrienahe Dienstleister gut im Geschäft und blicken zuversichtlich auf die nächsten Monate. Gastgewerbe, Teile des Einzelhandels und personennahe Dienstleister sind angeschlagen. Der IHK-Geschäftsklimaindex klettert gegenüber Jahresbeginn 2021 um 2,0 Punkte. Der Index beträgt jetzt 102,4 Punkten, er liegt damit minimal über der Wachstumsschwelle von 100.

Aktuell beurteilen 29 Prozent aller Unternehmen in Südhessen ihre Lage als gut, 46 Prozent als befriedigend, 25 Prozent als schlecht. Gegenüber Jahresbeginn ist der Saldo aus zufriedenen und unzufriedenen Unternehmen konstant. „Zwischen den Branchen gibt es jedoch gravierende Unterschiede“, so Martiné. „Die Industrie arbeitet wieder auf Vorkrisenniveau, Gastronomen und Hoteliers sortieren sich noch und hoffen auf den Sommer.“

Die an Fahrt gewinnende Impfkampagne und die rückläufigen Inzidenzzahlen machen Mut. So hellt sich der Blick in die Zukunft etwas auf: 23 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer Verbesserung der Situation, 22 Prozent sehen schlechtere Zeiten auf sich zu kommen. 53 Prozent glauben, dass sie ihr Niveau halten können. Damit klettert der Erwartungssaldo um vier Prozentpunkte und liegt jetzt im positiven Bereich „Das ist ein gutes Zeichen.  Dieses Pflänzchen ist aber sehr zart. Vieles hängt jetzt von der Politik ab, wir brauchen weitere verlässliche Öffnungsschritte, die den Unternehmen eine Perspektive bieten“, betont Martiné. Dies gilt umso mehr, als sich die Investitions- und Beschäftigungspläne der Unternehmen zwar verbessern, aber im roten Bereich bleiben. Uneingeschränkt positiv wertet der IHK-Präsident, dass bei den Exporteuren wieder Optimismus herrscht. „Das ist für Südhessen mit einer Exportquote von 61 Prozent ein gutes Signal“, so der IHK-Präsident.

Kritischer Blick auf die Politik

Worin sehen Unternehmen das größte Risiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung? Erstmals seit einem Jahr nennen die Unternehmen als größtes Risiko nicht mehr die Inlandsnachfrage, sondern die Wirtschaftspolitik. „54 Prozent der Befragten sind mit der Wirtschaftspolitik auf Landes- und Bundesebene unzufrieden“, berichtet IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Uwe Vetterlein. Für Kritik sorgt zum einen das bisherige Pandemiemanagement. „Zu zögerlich, zu mutlos“, fasst Vetterlein die Unternehmermeinung nach Auswertung der Freitextantworten zusammen. Auf die Stimmung drücke aber auch die Bundestagswahl im September. „Die Unternehmen befürchten einen wirtschaftspolitischen Kurswechsel in die falsche Richtung“, so Vetterlein weiter. „In den nächsten Jahren stehen Zukunftsthemen wie Klimaschutz auf der Agenda. Nicht alle Parteien mit möglicher Regierungsverantwortung setzen hier auf die Innovationskraft von Unternehmen, sondern vielmehr auf starre Vorgaben und Bürokratie“, so Vetterlein.

(Text: PM)

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