An den Dixi-Klos scheiden sich die Geister

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Weil sich die Gemeinde Münster nicht an den Kosten einer Erschließung des Grundstücks im Altheimer Gewerbegebiet beteiligen will, hat sich der Dieburger Andreas Windfuhr endgültig von seinem Plan verabschiedet, dort einen dauerhaften „Airstream-Park“ als Mix aus Biergarten, Spielplatz und Live-Bühne unter freiem Himmel zu betreiben. Damit muss sich auch der ARThaus-Verein einen neuen Ort für seine Open-Air-Konzerte suchen. (Foto: jedö)

Das Vorhaben des Dieburgers Andreas Windfuhr, im Altheimer Gewerbegebiet einen „Airstream-Park“ als Mix aus Biergarten, Spielplatz und Live-Bühne unter freiem Himmel zu betreiben, ist endgültig gescheitert. Knackpunkt ist die Kostenübernahme für die Erschließung des Grundstücks, das der Unternehmer von der Gemeinde Münster gepachtet hat. Damit muss sich auch der Altheimer ARThaus-Verein einen neuen Ort für seine Open-Air-Konzerte suchen.

In der Hauptsache ist Windfuhr Messebauer, kann in diesem Metier coronabedingt seit März 2020 aber kein Geld mehr verdienen. Gut, dass der 58-Jährige mit seiner Firma Windfuhrexpo (gegründet 1989, umgezogen von Dieburg nach Altheim 2016) seit ein paar Jahren ein zweites Standbein schafft: Er baut Airstreams – aus den USA überführte 50er-Jahre-Wohnwagen in unverwechselbarer Alu-Karosserie – zu fahrbaren Bars, Cafés, Lounges und Besprechungsräumen um.

Die Wohnwagen sollten das Herzstück des Airstream-Parks unweit der B26 werden. Externe Gastronomen sollten dort für kulinarischen Genuss sorgen. Spielgeräte sollten den Biergarten zum familientauglichen Ausflugsziel machen, die Bühne für Konzerte genutzt werden. Einen Testballon ließ Windfuhr ein paar Wochen lang im Corona-Sommer 2020 steigen, was viele Gäste aus Nah und Fern dankend annahmen. Zudem nutzte der ARThaus-Verein das etwas vom Altheimer Wohngebiet entfernt liegende Gelände für erste kleine Musikveranstaltungen.
Diese ersten Gehversuche hätte Windfuhr in diesem Jahr gern zur Dauereinrichtung verstetigt. Im März berichtete unsere Zeitung darüber, dass das Vorhaben zu scheitern drohte, weil der Geschäftsmann die Unterstützung der Gemeinde Münster vermisste und ihn zudem bürokratische Hürden im Bauamt des Landkreises Darmstadt-Dieburg schreckten. So sollte er für jeden der – jederzeit wegfahrbaren – Wohnwagen sowie für die Bühne einen eigenen Bauantrag stellen, was sich auf 6.000 Euro summiert hätte.

Bürgermeister Joachim Schledt (parteilos) betonte schon damals, dass er Windfuhrs Konzept gut finde und er sich über diese gastronomisch-kulturelle Attraktion für Altheim und Umgebung freuen würde. In den vergangenen Wochen näherten sich beide Seiten wieder etwas an. Doch ein neuer Aspekt, bei dem man sich nicht einig wurde, führte nun zum endgültigen Aus des Projekts. Konkret ging es um die Toiletten. Beim Prolog im vergangenen Jahr konnten die Gäste vier Männer- und drei Frauen-WC eines benachbarten Gewerbeobjekts nutzen, was Windfuhr mit dessen Eigentümer vereinbart hatte. „Der Nachbar hätte seine Toiletten auch weiterhin zur Verfügung gestellt“, berichtet Windfuhr. Als er den Airstream-Park Anfang des Jahres jedoch schon gescheitert sah, habe er dem Nachbarn signalisiert, dass er die Toiletten nicht mehr brauche. „Weil er sie selbst nicht mehr benötigt, hat er sie inzwischen umgebaut.“

Die Toiletten des Nachbarn hätten Windfuhrs Gäste also nicht mehr nutzen können. Deshalb wollte der Unternehmer eine eigene WC-Anlage errichten. „Das Gelände, das ich von der Gemeinde gemietet habe, hat allerdings keinen Kanal, keinen Wasseranschluss und keinen Stromanschluss.“ Weshalb Windfuhr mit der Gemeinde verhandelte, ob diese nun für die Erschließung sorgen – oder man sich zumindest die Kosten dafür teilen – könnte. Dies lehnte das Münsterer Rathaus ab. Der Bürgermeister verweist auf den Sparzwang der Gemeinde, der die einige tausend Euro teure Erschließung aus dem Gemeindesäckel derzeit nicht erlaube. „Zudem ist unser Nein ein Zeichen der Gleichbehandlung. Wir wollen keine Begehrlichkeiten wecken, dass wir das dann auch für alle anderen Grundstücks-Pächter machen müssen.“ Dass eine Erschließung den künftigen Wert der Fläche steigere, die man dann auch teurer verpachten könne, lässt Schledt nur bedingt gelten: „Das Geld für die Anschlüsse hätten wir jetzt in die Hand nehmen müssen.“ Und derzeit sei der finanzielle Spielraum Münsters eben sehr begrenzt.

Windfuhr selbst sah es allerdings nicht ein, die Erschließungskosten komplett aus eigener Tasche zu zahlen. „Das ist für einen Mieter auch in der Umsetzung nicht ganz so einfach.“ Wohlwollend nimmt er zwar zur Kenntnis, dass die Gemeinde ihm derzeit coronabedingt die Pacht für das Gelände erlasse und den Pachtvertrag auf unbefristet gestellt habe. Das löse aber das Kernproblem mit der Erschließung nicht. Blieben als Lösung noch Dixi-Klos, doch hier scheiden sich die Geister: Während Schledt findet, dass man den Airstream-Park auch mit solchen Toiletten betreiben könne, betrachtet sie Windfuhr als „vom Niveau her nicht zu einem solchen, recht hochwertigen Angebot passend“. Von Kosten und Aufwand für Anmietung und tägliche Leerung einmal ganz zu schweigen.

Andreas Windfuhr hat seinen Plan damit zu den Akten gelegt. Joachim Schledt bedauert dies und betont, ein temporärer Betrieb für einzelne Events wie im Sommer 2020 sei weiterhin möglich. Windfuhr will dies aber nicht, sondern nur ein kontinuierliches Angebot. Weshalb er auch dem ARThaus-Verein mitgeteilt hat, dass er sich für seine Freiluft-Veranstaltungen ein neues Fleckchen suchen muss. Für den Verein teilt Kristin Wicher mit, man sei darüber „sehr traurig“ und suche nun nach einer Alternative. Diese könnte der Verein auf dem Gelände des TSV Altheim finden. Dort existiert mit dem 200 Personen fassenden Biergarten und den Sanitäranlagen bereits eine geeignete Infrastruktur, die der ARThaus-Verein immer mal wieder mit einer Bühne und Konzerten bereichern könnte. TSV-Vorstandsmitglied Birgit Gerbershagen zeigt sich dafür offen: „Das könnte gut hierher passen – der ARThaus-Verein kann sich gern bei uns melden.“

(Text: jedö)

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