Die Eroberung des Spessarts bis zur Pestkrise (1000-1350)

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Foto: Spessartbund

Gelnhausen eines der Machtzentren des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“

Mit dem Anstieg der Bevölkerungszahlen im hohen Mittelalter besiedelten Einheimische aus den Altsiedellandschaften die bislang wenig bevölkerten Spessarttäler. Diese Entwicklung nahm entscheidenden Einfluss auf die kulturelle, ökonomische und ökologische Verfassung der Spessartregion, betonte Dr. Gerrit Himmelsbach vom Archäologischen Spessartprojekt (ASP) an der Volkshochschule der Bildungspartner Main-Kinzig GmbH in seinem jüngsten Online-Vortrag, „Die Eroberung des Spessarts bis zur Pestkrise (1000-1350)“, in der Reihe „Spessart –Geschichte einer Kulturlandschaft“. Ziel der Akteure war dabei nicht der Ackerbau, sondern die Nutzung vorhandener Ressourcen – und das war im Spessart der Wald -, sagte Himmelsbach. Darüber hinaus habe die Jagd des kurmainzischen Hofes eine Rolle gespielt. Weiter nördlich habe die Glasherstellung eine ideale Basis von Rohstoffen und Energieträgern für ihre Tätigkeit im Spessart gefunden. Kurz vor dem Ausbruch der Pest und dem damit verbundenen massiven Bevölkerungsrückgang sowie der Übernutzung des Spessarts habe ein erste mainzische Waldordnung versucht, die Übernutzung des Waldes zu verhindern.

Politisch sei die Epoche vom Investiturstreit geprägt gewesen, dem Streit zwischen der Kirche und weltlicher Macht um das Recht der Amtseinsetzung kirchlicher Würdenträger. Einer, der besonders dem Papst die Stirn bot, war Kaiser Friedrich I, Barbarossa, der sich weigerte, dem Papst beim Besuch in den Steigbügel des Pferdes mit den eigenen Händen zu helfen; einer Zeremonie, die die Unterwerfung der weltlichen Macht unter die der Kirche symbolisierte. Barbarossa war es auch, der mit seiner Pfalz am Rande des nördlichen Spessarts, in Gelnhausen, eines der Machtzentren des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ schuf. Damit legte er die Grundlagen, dass sich Gelnhausen durch Handelsprivilegien und seine günstige Lage an der Via Regia als Reichstadt zu einer der reichsten Städte des damaligen deutschen Reiches entwickelte. Sein Enkel, Friedrich II, festige die weltliche Macht in der Reichsgesetzgebung durch zwei Gesetze, das „Confoederatio cum princibibus ecclesiasticis“ (1220) und das „Statutum in favorem principum“ (1231/32). Darin wird der Übergang der Burgenbau-, Münzpräge-, Zoll und anderer Rechte vom König auf die Landesherren (domini terrae) juristisch gestaltet.

So wurde nach Himmelsbach unter anderem die Grundlage für den Burgenbau entlang der bedeutenden Verkehrswege im Spessart geschaffen, beispielsweise südlich von Schlüchtern die Ministeralenburgen in Steinau, Burgjoß, Altengronau, Schwarzenfels, Brandenstein sowie Steckelberg.

In die von Himmelsbach untersuchte Epoche fallen zwei unterschiedlich Ereignisse, die verheerende Folgen für die Ökologie und das Sozialgefüge des Spessarts haben, die „kleine Eiszeit“ und die Pest im 14. Jahrhundert. Aufgrund der sinkenden Temperaturen und durch Starkregenereignisse kommt es zu massiver Bodenerosion und zu Abschwemmungen. Die Pest entvölkert ganze Landstriche im Spessart. In seinem Vortrag lieferte Himmelsbach noch zahlreiche Detailinformationen zu allen beschriebenen Aspekten in der gesamten Spessartregion.

(Text: PM)

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