Erster Abiturjahrgang an einer jüdischen Schule in Frankfurt seit 1939

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Oberbürgermeister Peter Feldmann mit den Abiturienten. (Foto: Jüdische Gemeinde)

Elf Abiturientinnen und Abiturienten haben ihren Schulabschluss an der I. E. Lichtigfeld-Schule gefeiert. Es ist der erste Abiturjahrgang an einer jüdischen Schule in Frankfurt seit 1939.

„Sie schreiben heute ein Stück Frankfurter und auch ein Stück jüdische Geschichte. Darauf können Sie zurecht stolz sein“, sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann bei der Abiturfeier der I. E. Lichtigfeldschule im Ignatz Bubis-Gemeindezentrum. „Niemand kann je wieder gut machen, was die Nationalsozialisten verbrochen haben. Auch nicht, dass sie diese Schule geschlossen haben. Das Wichtige ist aber, weiterzumachen und sich nicht unterkriegen zu lassen. Dafür ist die I. E. Lichtigfeld-Schule ein herausragendes Beispiel. Es war die erste jüdische Schule, die nach der Schoah in Deutschland eröffnet hat. Seit der Neueröffnung 1966 ist sie stetig gewachsen und hat sich weiterentwickelt. Heute dürfen wir den ersten Abiturientinnen und Abiturienten zu Ihrem Abschluss gratulieren. Ein bewegender Moment!“, sagte das Stadtoberhaupt.

„Ich gratuliere den Abiturientinnen und Abiturienten und wünsche Ihnen alles Gute für Ihre Zukunft. Für Sie beginnt nun ein neuer und aufregender Lebensabschnitt“, sagt Bürgermeister Uwe Becker, der zugleich Antisemitismusbeauftragter des Landes ist. „Es ist wunderbar, dass die Stadt Frankfurt am Main, deren Geschichte und Gegenwart als Kultur und Wissenschaftsstadt bis hin zur Wirtschaftsmetropole mit dem Wirken großer jüdischer Persönlichkeiten verbunden ist, nun auch wieder Schülerinnen und Schülern ermöglicht, an der jüdischen Schule mit dem Abitur abzuschließen. Jüdisches Leben in Frankfurt bereichert heute wieder unserer Stadtgesellschaft und ist ein sichtbarer Teil des gesamtgesellschaftlichen Lebens.“

„Der erste Abiturjahrgang an einer jüdischen Schule seit 1939 ist ein Zeichen des blühenden und selbstbewussten jüdischen Lebens in unserer Stadt. Zudem empfinden wir es als Ergebnis der Zuversicht und der Willensstärke all‘ der jüdischen Menschen, die trotz des Erlebten in der Schoah, hier wieder jüdisches Leben aufgebaut und gestaltet haben. Ihnen sind wir zu immerwährenden Dank verpflichtet und somit wollen wir diesen Tag auch ihnen widmen und zugleich derer gedenken, denen die Möglichkeit durch die Nationalsozialisten verwehrt wurde das Abitur an der jüdischen Schule abzulegen und in der Schoa umgekommen sind. Heute sind wir glücklich und stolz auf unsere AbiturientInnen, die allesamt ihr Abitur trotz der widrigen Corona-Umstände mit Bravour gemeistert haben“, sagte Harry Schnabel, Schuldezernent und Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde Frankfurt.

Die Ehrengäste während der Abschiedszeremonie. (Foto: Jüdische Gemeinde)

Die Abiturfeier wurde unter Berücksichtigung aller geltenden Verordnungen und Hygienemaßnahmen sowie in Absprache mit dem Frankfurter Gesundheitsamt durchgeführt. Weitere Ehrengäste waren der Hessische Kultusminister, Alexander Lorz, der stellvertretende Generalkonsul des Staates Israel Liran Sahar, der Leiter des Frankfurter Gesundheitsamts René Gottschalk und die Leiterin des Staatliches Schulamt für die Stadt Frankfurt Evelin Spyra.

(Text: PM)

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