Potenziale für die Innenverdichtung ausloten – Stadtverordnete beschließen einstimmig FDP-Antrag

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Wo geht noch was? Der Magistrat soll Möglichkeiten einer verdichteten Bebauung innerhalb der Ortsgrenzen prüfen. Für Ober-Roden und für alle anderen Stadtteile. Foto: PS

Die Stadtverordnetenversammlung beschloss in ihrer jüngsten Sitzung einstimmig einen FDP-Antrag. Von der Verwaltung soll geprüft werden, wo es in den einzelnen Stadtteilen noch Potenziale zur Innenverdichtung gibt.

Dass es weiteren Bedarf an Wohnraum gebe, sei unstrittig. „Wo und wie schaffen wir diesen“, fragte der FDP-Fraktionsvorsitzende Tobias Kruger, dessen Kollege Dr. Rüdiger Werner den Antrag verfasst hatte. Dessen Ziel ist es, etwa zu erfahren, wie viele unbebaute Grundstücke (Baulücken) es gibt und wo beispielsweise durch den Bau von Mehrfamilienhäusern auf (Gewerbe)-Brachen, die Umwidmung ehemaliger Gewerbegebiete in urbane Gebiete, den Abriss kleiner Ein- und Zweifamilienhäuser und die Errichtung von Mehrfamilienhäusern, oder die Zweitbebauung größerer Grundstücke neuer Wohnraum geschaffen werden kann.
Es sei sinnvoll, Potenziale für eine behutsame Innenverdichtung auszuloten, meinte Michael Spieß (CDU). Ob diese Potenziale dann auch alle genutzt werden sollten, müsse aber genau abgewogen werden. „Nachverdichtung löst Probleme, schafft aber unter Umständen auch neue Probleme“, so Spieß, der eine Bestandsaufnahme aber ausdrücklich begrüßte. Die Nachverdichtung alleine werde aber den erhöhten Bedarf an Wohnraum nicht komplett abdecken, ergänzte der CDU-Fraktionsvorsitzende Michael Gensert.
Katja Kümmel (AL) führte eine eine Studie an, wonach in Hessen bis 2040 jährlich rund 16.000 neue Wohnungen gebaut werden müssen. „Davon entfallen 80 Prozent auf Südhessen“, so Kümmel. Gleichzeitig will das Land die Flächeninanspruchnahme für Siedlungs- und Verkehrsflächen begrenzen. Man könne sich dem Siedlungsdruck im Ballungsraum nicht vollständig entziehen, aus Natur- und Klimaschutzgründen aber auch nicht ungehemmt weiter bauen, skizzierte Katja Kümmel das Spannungsfeld.„Die Erfassung von innerörtlichen Potenzialflächen ist ein urgrünes Instrument“, begrüßte die AL den FDP-Antrag.
„Wohnraum wird gebraucht. Wohnraum ist auch da – nur nicht dort, wo wir ihn brauchen“, meinte die SPD-Fraktionsvorsitzende Anke Rüger. In Nord- und Osthessen könne man für den Preis, für den man im Frankfurter Umland noch nicht mal ein Reihenhaus bekommt, „ein ganzes Dorf kaufen“. Eventuell könne man Nord- und Osthessen im Zuge der Verbesserung der digitalen Infrastruktur attraktiver machen. Mit Blick auf Senioren, die alleine auf 250 Quadratmetern leben, sprach Rüger von „Wohnraumverschwendung“. In der Schaffung von Alternativen (Mehrgenerationen-Wohngemeinschaften, Senioren-Wohngemeinschaften, etc.) liege noch reichlich Potenzial. Der Beschluss, nach Potenzialen für die Innenverdichtung zu suchen, sei jedenfalls ein guter Beginn, so Rüger. Auch Peter Schröder von den Freien Wählern begrüßte den Antrag. „Wir müssen uns auch alle mal an die eigene Nase fassen“, so Schröder. Früher seien Mehrgenerationenhaushalte die Regel gewesen, heute wohne man oft alleine oder zu zweit in großen Häusern.

„Natürlich können wir Potenziale suchen, vielleicht finden wir auch welche“, meinte Bürgermeister Jörg Rotter (CDU) zur Innenverdichtung. Im Zweifel debattiere man aber in der Stadtverordnetenversammlung ein paar Tagesordnungspunkte später über Lärm und Belastungen in den Wohngebieten. Am ehesten sieht Rotter Potenziale zur Innenverdichtung in Waldacker. Da müsse sich die Stadtverordnetenversammlung selbstkritisch fragen lassen, ob es richtig war, für Waldacker vor einigen Jahren einen restriktiven Bebauungsplan aufzustellen, der zur Folge hat, „dass Immobilienbesitzer teilweise noch nicht mal das Dach anheben dürfen“. In Waldacker gebe es Grundstücke von 1000 Quadratmetern, auf denen ein Haus steht und die Besitzer keine Veränderungen mehr vornehmen dürfen.
Gerhard Schickel (AL), der sich einst in einer Bürgerinitiative für die Einschränkungen im Bebauungsplan in Waldacker einsetzte, widersprach dem Bürgermeister. Früher sei in Waldacker das Problem gewesen, dass kleine Siedlungshäuser auf 5000 Quadratmeter-Grundstücken standen. Nach dem Kauf durch Bauträger hätten diese dann oft 20 Reihenhäuser mit kleiner Grundstücksfläche errichtet. Diese Verdichtung habe der neue Bebauungsplan verhindern sollen. Das sei der Wille der Waldackerer Bürger gewesen.

(Text: PS)

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