Strukturellen Rassismus erkennen

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(Grafik: Kreis Groß-Gerau)

Kreis Groß-Gerau veranstaltet online vier Fachtage für Demokratie und Menschenwürde

„Den Blick schärfen gegenüber strukturellem Rassismus“ – das ist das Thema der diesjährigen Fachtage für Demokratie und Menschenwürde 2021 des Kreises Groß-Gerau. Nachdem im vergangenen Jahr der Fokus auf der Betroffenenperspektive lag, wird sich die vierteilige online Veranstaltung in diesem Jahr um Systematiken drehen, die sich hinter Rassismus verbergen. Dabei sollen unter anderem institutionelle Strukturen näher betrachtet werden, die Rassismus aufrechterhalten, fördern und reproduzieren.

Um einen Eindruck davon zu bekommen, wie fest verankert rassistische Strukturen wirklich sind, wird die Erziehungswissenschaftlerin Prof.*in Dr.*in Astrid Messerschmidt von der Bergischen Universität Wuppertal am 15. September einen einführenden Vortrag halten und gleichzeitig die Fachtag-Reihe eröffnen. Der Vortrag ordnet den Rassismusbegriff historisch in die Geschichte des Kolonialismus ein und fragt unter anderem, welche Nachwirkungen kolonialen Denkens in der Gegenwart zu erkennen sind.

Am 16. September wird die promovierte Soziologin und Kommunikationswissenschaftlerin Dr.*in Natasha A. Kelly ein Workshop auf der Grundlage ihres kürzlich erschienenen Buches „Rassismus. Strukturelle Probleme brauchen strukturelle Lösungen!“ anbieten. In ihrer Publikation formuliert die Autorin ihre Kritik am Rassismusverständnis: Rassismus gelte nach wie vor als Problem einzelner Menschen und Deutschland sieht sich immer noch als weißes Land. Gemeinsam mit den Teilnehmenden möchte sie aus den Forderungen, die sie auch in ihrem Buch gegenüber der Wissenschaft, Bildung und Politik formuliert hat, in klare Handlungsstrategien umwandeln.

Zu den mächtigen Strukturen zählen aber nicht nur Gesetze, Regeln oder Bürokratie, sondern ebenso Bilder und die deutsche Sprache. Vor diesem Hintergrund wird sich der Workshop mit der Journalistin Fatema Mian am 21. September dem Phänomen „Medien und Rassismus“ widmen. Denn Sprache und Bilder haben Macht. Entsprechend wirken sie auch rassistisch und verstärken rassistische Strukturen. Es spielt eine Rolle, ob ich von einem „Farbigen“ oder einem „Schwarzen“ spreche. Wie erkenne ich Rassismus in Sprache beziehungsweise in Bildern? Welche Wirkung und Folgen haben diese? Und, welche Rolle spielen dabei die Strukturen einer Institution und die in den Medien? Ziel des Workshops ist es, ein Bewusstsein für Sprache und Bilder zu entwickeln, um in der Alltagspraxis rassistische Verletzungen und Diskriminierungen zu vermeiden.

„Das klare Bewusstsein für die Herkunft von strukturellem Rassismus wollen wir auch hier im Kreis Groß-Gerau weiter verstärken. Erst, wenn die etablierten und aufrechterhaltenen rassistischen Strukturen klar benannt werden können, kann man diese auch aufbrechen“, betonen die Organisator*innen der diesjährigen Fachtag-Reihe. Gemeint sind hier Institutionen aus dem Bereich Bildung, wie KiTa, Schule aber auch der Arbeitsmarkt oder zivilgesellschaftliche Organisationen. Um den diskriminierenden Strukturen auf den Grund gehen zu können, werden in einer abschließenden Diskussionsrunde Gesprächspartner*innen aus den oben genannten Praxisfeldern am 30. September miteinander ins Gespräch kommen. Liegt es nur an den vorgegebenen Vorschriften und Gesetzen oder reproduzieren Fachkräfte als Stellvertreter*innen ihrer Institutionen Rassismus durch ihre eigene Arbeit? Welche Perspektiven oder gar erste Zielsetzungen, um diesen Strukturen entgegenzuwirken gibt es bereits hier im Kreis? Diese und weitere Fragen sollen bei der Podiumsdiskussion diskutiert werden und die Fachtag-Reihe somit abrunden.

Der Fachtag wird von der kreisweiten Fachstelle gegen Rechtsextremismus und Rassismus in Kooperation mit dem Aktionsbündnis gegen Rechtsextremismus Groß-Gerau organisiert.

Programm
Mittwoch, 15. September, Vortrag: Institutioneller und struktureller Rassismus als Alltagsproblem in der Demokratie
Donnerstag, 16. September, Workshop: Institutioneller Rassismus – Strukturelle Probleme brauchen strukturelle Lösungen
Dienstag, 21. September, Workshop: Bilder und Worte machen Rassismus – Workshop für einen rassismuskritischen Sprachgebrauch in den Medien im strukturellen und institutionellen Kontext
Donnerstag, 30. September, Podiumsdiskussion: Den Blick schärfen – Strukturellem Rassismus im Kreis Groß-Gerau entgegenwirken
Nähere Informationen zum Programm und zur Anmeldung gibt es online unter www.kreisgg.de/veranstaltungen.

(Text: PM Kreis Groß-Gerau)

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