Oberbürgermeister Feldmann würdigt Friedenspreisträgerin Tsitsi Dangarembga

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A. Obama, O. Koschke, Preistraegerin T. Dangarembga, OB Feldmann und K. Schmidt Friedrichs in der Paulskirche © Stadt Frankfurt am Main (Foto: Holger-Menzel)

Tsitsi Dangarembga, Schriftstellerin und Filmemacherin aus Simbabwe, ist am Sonntag, 24. Oktober, mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden. Die Laudatio hielt Auma Obama aus Kenia, die als Stipendiatin in Deutschland studierte und promovierte. Der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann unterstrich in seiner Rede als Gastgeber das Engagement der Preisträgerin für Menschenrechte und Demokratie in Afrika und stellte eine Verbindung zur Paulskirche her als traditionellem Ort der Überreichung des Friedenspreises.

Preisträgerin Tsitsi Dangarembga und Laudatorin Auma Obama in der Paulskirche © Stadt Frankfurt am Main, Foto:Holger Menzel

Das Stadtoberhaupt sagte laut Redemanuskript: „Bevor ich beginne, muss ich etwas vorwegschicken und dafür die Freiheit des Wortes nutzen. Auf der Fahrt aus dem Ausland hierher habe ich nochmal einige, auch internationale Berichte zur Buchmesse gelesen. Es war viel die Rede davon, dass die Freiheit des Wortes ein sehr hohes Gut ist. Ich habe aber auch gelesen, dass Angst herrscht. Und da denke ich an ein anderes hohes Gut, das in unserer Verfassung, im Grundgesetz, ganz oben steht: Das ist die Würde des Menschen!

Ich sage es sehr deutlich: Im kommenden Jahr möchte ich, dass alle Autorinnen sich sicher fühlen, nach Frankfurt zu kommen, dass sie hier geborgen, beschützt und willkommen sind. Sie sind alle von Herzen willkommen. Es ist ihre Stadt. Auch die Stadt von Ihnen, Frau Jasmina Kuhnke. Dafür stehe nicht nur ich, sondern die gesamte Stadtregierung, dafür steht die gesamte Stadt, dafür steht sicher auch die Buchmesse und wir hier alle im Saal.

Es ist klar, was ich als Oberbürgermeister in fast jeder Rede betone: In Frankfurt ist für viele Platz, für Menschen aus 180 Nationen mit über 200 Sprachen, Platz für Toleranz, für Verständnis. Aber es ist kein Platz für Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, Islamophobie, Rassismus, Bedrohungen, Erniedrigung – dafür haben wir in Frankfurt keinen Platz, kein Verständnis und keine Toleranz.

Und damit sind wir schon mitten im Thema unseres heutigen Tages, dieses wunderbaren Friedenspreises, dieser wunderbaren Preisträgerin!

Die Geschichte vom Tambu

Sich selbst zu befreien ist eine Sache, den Besitz dieses befreiten Selbst zu behaupten, eine andere.‘ Dieser Satz, den Toni Morrison in ‚Menschenkind‘ die ehemalige Sklavin Sethe sagen lässt, könnte aus der Tambudzai-Trilogie von Frau Dangarembga stammen. Darin kämpft junge Frau namens Tambu für das Recht auf Selbstbestimmung, gegen die Dominanz der Weißen, gegen das Patriarchat. Sie muss erkennen, dass Selbstbestimmung das dauerhafte Bohren dicker Bretter ist. Ein Hürdenlauf zu sich selbst, der auch ermattet, der zermürbt.

Die Geschichte vom Tambu, Frau Dangarembga, das ist ein Stück weit Ihre Geschichte.
Sie sind diese Hürdenläuferin. Aber: Sie laufen nicht nur für sich. Sie akzeptieren nicht, dass Menschen aufgrund von Geschlecht oder Rasse unterdrückt werden – oder weil Kolonialismus wie ein Echo aus der Vergangenheit unsere Gegenwart bestimmt.
Wir wollen, dass die Dinge anders, besser werden. In Ihrer Heimat Simbabwe, aber nicht nur da.

Es wird Gleichberechtigung gefordert

Sie fordern Gleichberechtigung. Sie stehen auf für Pressefreiheit, für den Kampf gegen Korruption – selbst wenn Machthaber, wie vergangenes Jahr, Sie mit Inhaftierung einzuschüchtern versuchen. Diese Haltung, die sich durch Ihre Romane, Dramen und Filme zieht, macht Sie zu einem Vorbild. Sie zeigt mir: Sie sind hier am richtigen Ort. Denn, wie man so schön sagt: Häuser erzählen Geschichten. Dieser Ort, die Paulskirche, steht für Aufbruch, für Kampf um Freiheit und Gleichheit, für Demokratie.

Hier nahm 1848 Demokratie in Deutschland ihren Anfang. Weil es Männer und Frauen gab, die sich nicht mit dem Status quo abfinden wollten. Weil sie glaubten, dass ein besseres Leben möglich ist.

Handeln kommt aus der Hoffnung‘, haben Sie einmal gesagt. Das kann als Motto über diesem Raum stehen. Frau Obama, ‚Yes, we can‘ würde Ihr Bruder sagen. Wenn wir starr sind vor Angst, erstarren die Verhältnisse. Dabei haben wir die Dinge in der Hand, dabei macht jeder einzelne von uns einen Unterschied. Lassen Sie uns deshalb gemeinsam hoffen, lassen Sie uns gemeinsam handeln. Vor allem: Uns nie wieder allein lassen!“

(Text: PM Stadt Frankfurt)

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