Umweltministerkonferenz: Klimakillergase konsequent reduzieren

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(Symbolfoto: Pixabay)
Hessen fordert schärfere Regeln für fluorierte Treibhausgase

Fluorierte Treibhausgase, kurz F-Gase, sind wenig bekannt, aber weit verbreitet und unbestritten echte Klimakiller. Ohne es zu wissen, verwenden wir sie in Kälteanlagen oder als Treibgas in Sprays. Auch in der Industrie sind sie weit verbreitet und werden zum Beispiel Stromanlagen oder bei der Behandlung von Holz für den Export eingesetzt. „F-Gase sind die stärksten Klimagase überhaupt, ihr Treibhauspotential übersteigt das von CO2 oft um das mehrtausendfache. Wir haben ambitionierte Klimaziele und wir müssen dringend mehr Maßnahmen umsetzen, um unsere Ziele auch zu erreichen. Deshalb fordert Hessen bei der Umweltministerkonferenz die neue Bundesregierung auf, sich in Europa konsequent für die weitere Reduktion von F-Gasen einzusetzen,“ erklärte Hessens Klimaschutzministerin Priska Hinz kurz vor Auftakt der Umweltministerkonferenz.

Bislang legt die europäische F-Gase-Verordnung fest, dass die Menge der in Europa eingesetzten F-Gase bis 2030 auf 21 Prozent der 2015 verwendeten Menge reduziert werden muss. „Wir sind überzeugt, dass auch eine Reduktion auf 10 Prozent machbar und angesichts der fortschreitenden Klimakrise unbedingt notwendig ist. Auch müssen weitere Gase in die Verordnung aufgenommen und in ihrer Verwendung eingeschränkt werden. Nach Glasgow müssen Taten folgen, bei den F-Gasen hat Europa jetzt die Chance aktiv Klimaschutz zu betreiben“, erklärte die Ministerin.

Was passiert, wenn nicht eingegriffen wird, zeigt folgendes Beispiel: F-Gas (Sulfurylfluorid) wird auch zur Behandlung von Hölzern gegen Schädlinge eingesetzt, bevor diese exportiert werden. 2015 wurde am Hamburger Hafen noch kaum mit F-Gas gearbeitet, inzwischen wird dort so viel eingesetzt, dass genauso viel Treibhausgas ausgestoßen wird, wie bei der Hälfte aller innerdeutschen Flüge – und zwar vor der Pandemie. Dabei gibt es längst Alternativen für die Holzbehandlung, etwa die Entfernung der Rinde.

Ein weiteres F-Gas, für das Hessen in der Umweltministerkonferenz neue Regeln durchsetzen will, wird als Isoliermittel in Stromanlagen eingesetzt und ist deshalb für den Ausbau des Stromnetzes relevant. Dieses spezielle F-Gas (Schwefelhexafluorid) hat ein Treibhauspotential von 22.800. Eine einzige Tonne dieses Gases kann dem Klima also genauso viel Schaden zufügen wie 22.800 Tonnen CO2. „Wenn wir – was für den Klimaschutz unbedingt notwendig ist – erneuerbare Energien ausbauen oder Stromtankstellen errichten, sollten wir dabei nicht ausgerechnet ein Treibhausgas verwenden, das dem Klima großen Schaden zufügen kann“, erklärte Hinz. Zumal es längst in der Praxis erprobte Alternativen gibt, auf die das Umweltbundesamt seit Jahren hinweist.

Hintergrund

Mit der europäischen F-Gase-Verordnung gibt es seit 2014 ein Instrument, um den Verbrauch fluorierter Klimagase zu reduzieren. Dabei soll die in der EU verfügbare Menge der Gase durch eine Quotenregelung schrittweise zurückgefahren werden. Außerdem können konkrete Verwendungen verboten werden. Hessen setzt sich bei der Umweltministerkonferenz dafür ein, die von der Kommission bereits angekündigte Novelle der F-Gase-Verordnung zu nutzen, um mehr Klimaschutz durchzusetzen. Insbesondere tritt Hessen für eine Verschärfung der Quote sowie Verbote für bestimmte Anwendungen besonders schädlicher F-Gase ein. Die Bundesregierung soll aufgefordert werden, sich auf europäischer Ebene für entsprechende Änderungen der F-Gase-Verordnung einzusetzen. Die EU würde damit nicht nur den Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen beschränken, sondern gleichermaßen auch Unternehmen, die klimafreundliche Alternativen entwickeln, stärken.

(Text: PM Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz)

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