Darmstadt positioniert sich gegen die Todesstrafe

143
Luisenplatz (Foto: Wissenschaftsstadt Darmstadt/Nikolaus Heiss)

Am heutigen Dienstag, 30. November 2021, organisiert die Gemeinschaft Sant’Egidio in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen den Internationalen Aktionstag „Cities for Life – Städte für das Leben/Städte gegen die Todesstrafe”. Die Wissenschaftsstadt Darmstadt beteiligt sich am Aktionstag wie jedes Jahr mit dem Glockenspiel im Schloss, das um Punkt 12 Uhr Lieder vom Tod und Sterben spielen wird.

Oberbürgermeister Jochen Partschs Appell an die internationale politische Gemeinschaft ist dieses Jahr angesichts der geopolitischen Verschiebungen und deren Folgen für das menschliche Zusammenleben drängender als je zuvor: „Das Recht auf Leben ist ein Grundrecht jedes Menschen auf unserem Planeten und kein politisches Regime und kein Mensch sollten im 21. Jahrhundert dieses Recht missachten. Wir unterstützen das Bündnis der Städte mit der Gemeinde Sant’Egidio für das Leben und gegen die Todesstrafe mit aller Kraft und äußern uns deutlich gegen jegliche Kompromisse zum Schutz des Menschenlebens.“

Seit Beginn der Kampagne im Jahr 2002 wurden in über 100 Ländern Veranstaltungen zur Sensibilisierung der Zivilgesellschaft durchgeführt, um eine Kultur der Achtung des menschlichen Lebens zu stärken. Der internationale Tag „Cities for Life” ist die weltweit größte Mobilisierung von Städten mit ihren Bürgerinnen und Bürgern und möchte die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Menschenrechte und den Wert des Lebens lenken.

Seit 2002 sind allein in Deutschland fast 300 Städte an diesem wichtigen Aktionstag mit unterschiedlichen Aktionen beteiligt – darunter Großstädte wie Berlin, Hamburg, Stuttgart, Bremen, Köln, Leipzig, Schwerin, Rostock, Düsseldorf, Frankfurt, Dortmund, Würzburg und auch viele kleinere Städte.

Mehrere Male hat Papst Franziskus dazu aufgerufen, eine Kultur der Wertschätzung und des Friedens im Einsatz gegen Gewalt und auch gegen die Todesstrafe zu verbreiten. Er bezeichnet die Todesstrafe als „eine unmenschliche Maßnahme, die in jeglicher Weise ihrer Anwendung gegen die persönliche Würde verstößt“.

Auch in den vergangenen Monaten gab es trotz der Pandemie weitere positive Entwicklungen im Bereich der Kampagne zur Abschaffung der Todesstrafe. Im Dezember 2020 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen zum wiederholten Mal eine Resolution über ein universales Moratorium der Todesstrafe mit größerer Zustimmung als in den vorherigen Jahren verabschiedet: 123 Länder stimmten für ein Hinrichtungsmoratorium, davon unterstützten vier neue Staaten die Resolution zum ersten Mal.

Ein kleiner Hoffnungsschimmer kommt aus den USA, denn mit Virginia hat der 23. US-Bundesstaat die Todesstrafe nun abgeschafft und auf Bundesebene wurde nach den zahlreichen Vollstreckungen von Todesurteilen im vergangenen Jahr ein Moratorium der Hinrichtungen ausgerufen. In Afrika hat in diesem Jahre Sierra Leone die Todesstrafe abgeschafft; der Oberste Gerichtshof von Malawi hat die Todesstrafe als unvereinbar mit der Verfassung erklärt und einen wichtigen Schritt zu ihrer Abschaffung eingeleitet, sodass Afrika immer mehr auf dem Weg ist, nach Europa zum zweiten Kontinent ohne Todesstrafe zu werden.

Leider bleiben aber besorgniserregende Nachrichten nicht aus. Insbesondere sind aus den Krisengebieten im Zusammenhang mit dem Terrorismus steigende Vollstreckungszahlen zu registrieren. Durch den Anstieg populistischer Ideen kommt es auch in europäischen Ländern immer öfter zu Äußerungen, die eine Wiedereinführung der Todesstrafe fordern. Daher bleibt die Bedeutung dieses globalen Einsatzes für eine Kultur des Lebens dringend erforderlich.

Die Gemeinschaft Sant’Egidio ist eine christliche Laienbewegung in circa 70 Ländern der Welt, die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzt. Seit 1998 engagiert sie sich gegen die Todesstrafe und setzt sich mit der World Coalition against the Death Penalty für ihre universale Abschaffung ein. Sie hat 2002 die Aktion „Cities for life – Städte für das Leben/Städte gegen die Todesstrafe“ ins Leben gerufen. Der 30. November wurde für den Aktionstag gewählt, weil an diesem Tag im Jahr 1786 das Großherzogtum Toskana als erster Staat der Welt Folter und Todesstrafe für abgeschafft erklärte. Mitglieder von Sant’Egidio pflegen weltweit Hunderte von Brieffreundschaften mit Todeskandidaten und sind weltweit im Einsatz für eine Humanisierung der Haftbedingungen in Gefängnissen insbesondere in Afrika engagiert.

Weitere Informationen gibt es im Internet auf www.santegidio.org und http://nodeathpenalty.santegidio.org/en.

(Text: PM Wissenschaftsstadt Darmstadt)

Hinterlasse eine Antwort

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Name bitte hier reinschreiben