Rödermärker „Spalt-Tablette“ strahlt jetzt in Gold

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Bürgermeister Jörg Rotter (Mitte) inspizierte die Arbeiten. (Foto: Stadt Rödermark)

Seit rund drei Jahrzehnten empfängt sie alle, die Ober-Roden von Eppertshausen kommend ansteuern, direkt am Ortseingang in dem kleinen Park unterhalb der Triftbrücke. Sie ist durchaus zu einem Wahrzeichen Rödermarks geworden. Die Rede ist von der Skulptur, die der Volksmund „Spalt-Tablette“ nennt, da ihre Form mit dem dreieckigen Ausschnitt in der Tat eine Assoziation zu der bekannten Kopfschmerz-Tablette weckt.

Nach all den Jahren hat sie in den vergangenen Wochen ihr Aussehen verändert. Nicht mehr silbern, „verziert“ mit den Zeugnissen sinnloser Sprayattacken, die Grafitti sein wollen, sondern in sattem Gold strahlt sie den Betrachter an. Nach 32 Jahren hat der Künstler Friedel Deventer seiner Skulptur, die er schlicht „florales Objekt“ genannt hat, einen neuen Look verpasst.

„Ich habe gemerkt, dass Gold besser rüberkommt“, sagte Deventer bei einem Ortstermin mit Bürgermeister Jörg Rotter und dessen Referenten Thomas Mörsdorf zum Abschluss der Arbeiten, die in erster Linie der Sanierung des Objekts galten. Denn die Jahre hatten ihre Spuren hinterlassen, vor allem dort, wo Metall und Glasfaser aneinanderstoßen. Wasser war eingesickert und hatte Rost hinterlassen. Bei einem ersten Arbeitsbesuch in Rödermark spachtelte der aus Kassel stammende Künstler die schadhaften Stellen mit Polyester zu, beim zweiten Mal griff er zu Pinsel, Roller und Farbe. Mit seinem Ausbesserungswerk zeigte er sich sehr zufrieden.

Zufrieden war auch Bürgermeister Jörg Rotter, der dem 74 Jahre alten Deventer für seine Arbeit ausdrücklich dankte: „Man muss sich zwar an das neue Aussehen unsrer Spalt-Tablette gewöhnen, doch das Gold hat schon was.“ Vor allem aber sei die Sanierung des floralen Objektes wichtig gewesen: „Damit machen wir deutlich, dass für uns Kunst im öffentlichen Raum wertvoll ist. Und damit werten wir natürlich auch unsren Kultur- und Geschichtspfad ‚Oan Weesch‘ auf, den wir vor wenigen Wochen eingeweiht haben. Hier fügt sich das ‚neue‘ florale Objekt wunderbar ein.“

Anlässlich der Bundesgartenschau 1989 in Frankfurt hatte Friedel Deventer drei Skulpturen geschaffen. Entgegen der Vereinbarung, dass sie nur leihweise überlassen seien, wurden die Objekte nach der Schau verkauft. Eines davon an eine Dame aus Rödermark, die es in ihrem Garten aufstellen wollte. Die tatsächliche Größe des Objektes lag jedoch jenseits ihrer Erwartungen – die Skulptur zeigte sich als ungeeignet für einen Hausgarten. Sie stiftete das Objekt, das das universelle Wachstumsprinzip symbolisieren soll, der Stadt Rödermark.

Friedel Deventer schloss laut Wikipedia 1972 eine Ausbildung zum Kunsterzieher und Graphik-Designer an der Kasseler HbK ab. Seit 1968 trat er mit politischen und gesellschaftskritischen Grafiken und Karikaturen hervor. 1969 wurde er Mitbegründer des Kollektivs Demokratische Grafik Hamburg. Seit Anfang der 1970er Jahre gestaltete er Fotomontagen, Objekte und politische Plakate, die vor allem die Umweltzerstörung, den Vietnamkrieg und den Welthunger kritisierten. Seit 1974 machte sich Deventer mit Wandbildern im öffentlichen Raum einen Namen. Die Werke, zumeist im fotorealistischen Stil, entstanden oft in Zusammenarbeit mit lokalen Wirtschaftsunternehmen oder Wohnungsbaugesellschaften und dienten zugleich als Verbesserung der Wohnqualität. Zudem verwandelte er auch Trafohäuschen – etwa in einen klassizistischen Wintergarten oder in ein Palmenhaus. In den Jahren 1995 und 1996 schuf er am S-Bahnhof Galluswarte in Frankfurt das weltweit größte Landschaftspanorama auf einer Fläche von 3.000 Quadratmetern.

Seit 1986 hat Friedel Deventer auch mehrere elektronisch gesteuerte kinetische Objekte und Windobjekte realisiert. Er schuf für die Kasseler Königsgalerie gegenläufig drehende Metallstäbe und für ein Bürohaus in der Wilhelmshöher Allee in Kassel langsam rollende rote Kugeln.

(Text: PM Stadt Rödermark)

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