Nach über 300 Jahren schließt Traditionsbetrieb Brauerei Braunwarth in Eppertshausen

702
Das Anwesen der ehemaligen Brauerei Braunwarth. Links vom Tor war die Gaststätte, die durch das Hoftor zu betreten war. Fast das gesamte Areal steht unter Denkmalschutz. (Repro: privat)

Ende Dezember schlossen sich die Tore der ehemaligen Brauerei und Getränkehandels Braunwarth in Eppertshausen. Eine lange Tradition, die eng mit der Ortsgeschichte verbunden ist, ging damit zu Ende. Nicht wirtschaftliche Gründe, sondern die fehlende Optionen für die Nachfolge gaben unter anderem den Ausschlag für die Aufgabe.

Am 25. September 1705 händigte Freiherr Johann Philipp Ernst von Groschlag im Namen des Kurfürsten von Mainz dem Alexander Braunwarth eine Urkunde aus, die diesem das für Eppertshausen alleinige Recht zusprach, auf der von ihnen angeschafften Behausung und Hofraith „Bier und Branntweinschank treiben, Bier zu brauen und Branntwein brennen, Fremde zu speisen und zu beherbergen.“

In einer Urkunde aus dem Jahre 1679 hervorgeht, gab es zu dieser Zeit bereits einen Bierbrauer im Ort.

(Repro: privat)

Die Familie Braunwarth gehört nicht zu den Märkern. Sie waren nur Mitbewohner. Dafür hatten sie aber von Groschlag etliche Sonderrechte erhalten. Sie erhielten die völlige Freiheit auf eine Wirtsperson, solange sie eine Gastwirtschaft betreiben. Die Familie war von allen Frondiensten, Beth und Schatzung befreit. Doch waren sie nicht alleinige Eigentümer, sondern sogenannte Erbbeständler. Starb der Besitzer, so hatte der Erbe Anrecht darauf, den Besitz zu übernehmen. Doch er musste erst um eine Bestätigung der Erbschaft beim Grundherren ansuchen. Für die Verleihung des Erbrechtes musste der Erbe das „Landemialgeldt“ entrichten. Diese Abgabe betrug 102 Gulden. Der Besitz durfte nicht verkauft werden.

Da die Familienmitglieder eine Sonderstellung im Ort innehatten, musste die Familie Braunwarth zwei Gulden jährlich Gemeindesteuern zahlen. Dieser Betrag war der gleiche wie sie jeder Nichtbürger zu zahlen hatte. Dafür verbürgte sich der Freiherr, die Familie zu beschützen, keine weiteren Abgaben von ihnen zu verlangen und keine weitere Gaststätte im Ort zuzulassen.

Johannes Andreas Braunwarth, der Sohn des Alexander Braunwarth war von 1743 bis 1754 Schultheiß und der Ort erlebte einen bemerkenswerten Aufschwung. In dieser Zeit wurde die Kirche fertiggestellt, das Pfarrhaus erbaut und eine eigene Pfarrei errichtet. Johann Alexander Braunwarth starb 1754 und wurde in der alten Pfarrkirche beerdigt.

Erwein Braunwarth (1726 – 1805) war der Erbnachfolger. Sein Sohn Andreas Braunwarth (1767 – 1830) wurde Schultheißereiverwalter in der Zeit von 1820 bis 1822 und nach der Reform der Gemeindeverwaltungen im Großherzogtum Hessen zum ersten Bürgermeister gewählt. Dieses Amt hatte er bis zu seinem Tod im Jahr 1830 inne.

(Repro: privat)

Von seinem Sohn, Franz Joseph (1817-1868) gibt es um den Erbleihbrief von Prof. Diehl aus Dieburg folgende Abhandlung: „Wer in dem weithin aufs beste bekannte Gasthaus „Zum grünen Wald“ in Eppertshausen Einkehr hält, den pflegt zuerst ein steinalt Mütterlein zu begrüßen, das gern von längst entschwundenen Zeiten träumt und dabei fleißig Strümpfe strickt, um seinen 33 Urenkeln zum Namenstag oder zu Weihnachten eine Freude zu machen. Geboren am 10. Dezember 1821 zu Freiweinheim am Rhein, reichte Sophie Schaurer (so der Mädchenname der ehrwürdigen Matrone) am 8. November 1841 dem Landwirte Franz Joseph Braunwarth zu Eppertshausen die Hand zum Ehebunde und half ihm 27 Jahre lang wacker des Hauses Gewinn zu mehren. Franz Joseph Braunwarth war von 1866 bis 1868 der 6. Bürgermeister des Ortes.

Die Söhne Nikolaus Jakob (1842-1901) und Erwein (1844-1921) führten lange gemeinsam die Brauerei. Diese wurde dann von Franz Erwin (1879-1949) übernommen wurde. Die Brauerei exportierte und baute die Wirtschaftsgebäude und den Eiskeller auf. Karl Jakob Braunwarth (1912-1998) übergab die Geschäfte 1975 an seinen Sohn Alfred Heinrich Braunwarth (1938-2018). Die traditionelle Gastwirtschaft wurde geschlossen, das Bierbrauen Ende 1968 aufgegeben und ein Getränkevertrieb aufgebaut. Braumeister Alfred Braunwarth übergab 2004 den Getränkehandel an die Tochter Doris Braunwarth (*1963). Durch die Heirat von Doris Braunwarth mit Michael Blickhan im Jahre 1986 erlosch der traditionelle Familienname. Beim Ausbau der Babenhäuser Straße wurde der alte Altar, der gegenüber der Hofeinfahrt stand, versetzt. Leider ging dabei auch das sandsteinerne Wappen der Groschlags verloren, dem Grundherrn, der die Familie vor 316 Jahren von Dieburg nach Eppertshausen beorderte.

(Text: NA)

Hinterlasse eine Antwort

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Name bitte hier reinschreiben