Förderung von Nachwuchsführungskräften als Mittel gegen Fachkräftemangel

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Fachwissen aus Wirtschaft fließt in Behördenarbeit ein – Auch hausinterner Kurs

Nachwuchsförderung ist ein wichtiges Instrument, um die Mitarbeiterbindung zu erhöhen und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, der auch im behördlichen Umfeld spürbar ist. Deshalb bietet der Kreisausschuss des Odenwaldkreises seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern regelmäßige Möglichkeiten zu Weiterentwicklung.

Neben einem hausinternen Programm für Nachwuchsführungskräfte holt sich der Odenwaldkreis auch Fachwissen aus der freien Wirtschaft. So nahmen im vergangenen Jahr drei Teamleiter der Hauptabteilung II – Arbeit und Soziale Sicherung am „Qualifizierungsprogramm für Führungskräfte“ teil, das vom Bundesverband mittelständische Wirtschaft, Unternehmerverband Deutschlands e.V. angeboten wurde. Eine, wie die Teilnehmenden bestätigten, sehr umfangreiche Weiterbildung, bei der der Blick vom behördlich Altbekanntem gelöst und auf neue Ansätze gelenkt werden konnte.

In mehreren Seminaren wurden verschiedene Methoden vermittelt, die die Qualität und Effizienz in der täglichen Führungsarbeit erhöhen können. Dabei setzten sich die Teilnehmenden auch mit dem eigenen Führungsverhalten auseinander. Persönliche Motive, Haltungen und Verhaltensweisen wurden analysiert und durch Beispiele aus der Praxis veranschaulicht und alternative Vorgehensweisen sowie Teamdynamiken vorgestellt.

Von Erfahrungen anderer lernen

Vor allem der konstruktive Austausch mit Kursteilnehmerinnen und -teilnehmern verschiedener Alters- und Berufsgruppen aus der Wirtschaft, dem Hochschulsektor und kultureller Einrichtungen, wurde von den teilnehmenden Teamleitern als sehr positiv wahrgenommen. „Dadurch, dass die Teilnehmergruppe bunt gemischt war, konnten die Veranstaltungen sehr lebhaft gestaltet werden. Da Führungskräfte sowohl in privaten Unternehmen als auch in Behörden oftmals mit ähnlichen Herausforderungen zu tun haben, kam man sehr schnell in einen anregenden Austausch. Beispiele aus der Teilnehmergruppe zeigten unterschiedliche Herangehensweisen bei der Bewältigung von Problemen im Führungsalltag auf und gaben viele neue Impulse. Die Zusammenstellung des Teilnehmerkreises war deshalb ein großer Vorteil“, so der Leiter des Teams Leistung Süd im Kommunalen Job-Center, Florian Schmitt.

Florian Steiniger, Teamleiter der Hauptabteilung II.20 Soziale Sicherung, empfand die Mischung der Führungskräfte ebenfalls als positiv, zeige es doch, dass die richtige Art des Führens in allen Wirtschaftsbereichen wichtig sei. „Der Gedanke ,Weg vom Fachexperten, der aufgrund seines Wissens in einem Fachgebiet befördert wird, hin zu demjenigen, der aufgrund seiner Motivation und des Könnens zum Führen ausgewählt wird‘ hält immer mehr Einzug. Eine gute Führungskraft sollte vor allen Dingen gut kommunizieren können, Mitarbeiter fordern und fördern. Nicht ich als Teamleiter beispielsweise sollte Lösungen vorgeben, der Mitarbeiter sollte diese erarbeiten und dabei von der Leitungsebene alles Notwendige zur Verfügung gestellt bekommen.“

Als große persönliche Bereicherung empfand Stefanie Weber, Teamleiterin Eingliederung im Kommunalen Job-Center, die Weiterbildung und erläutert ihre Seminarerfahrungen so: „Die Fortbildung war sehr praxisorientiert. Eigene Themen und Probleme aus dem Arbeitsalltag konnten eingebracht werden, die in Kleingruppen besprochen oder auch durch Hinzuziehen geeigneter Methoden gelöst wurden. Insbesondere die Themen ,situatives Führen‘ und das Nutzen von ,Feedforward‘ statt ,Feedback‘, also gute Ergebnisse oder positives Verhalten bestärken, statt Negatives in den Fokus zu stellen, sind sehr gute Ansätze für meine Arbeit als Führungskraft.“ Zudem habe ihr die Auseinandersetzung mit Werten und dem so genannten Werte-Quadrat neue Perspektiven aufgezeigt. „Dass es kein reines ,Verwaltungs-Seminar‘ war, half, den Horizont zu öffnen und neue Techniken und Arbeitsweisen in ein oftmals eingefahrenes ,Behördendenken‘ einfließen zu lassen.“

Neue Impulse zum richtigen Zeitpunkt

Wie Florian Schmitt hinzufügte, waren darüber hinaus vor allem die Handlungsempfehlungen für den Umgang mit Mitarbeitern in Konfliktsituationen bei anstehenden Änderungsprozessen interessant und kamen genau zum richtigen Zeitpunkt. „Parallel zur Fortbildung gab es durch die Einführung der elektronischen Akte im Kommunalen Job-Center gerade eine einschneidende Veränderung in der täglichen Arbeit, sowohl für die Coaches als auch für die Leitungskräfte. Da waren die neu erlernten Führungs- und Kommunikationsmethoden absolut hilfreich, um den richtigen Ton zu treffen und bereits im Vorfeld Konflikte zu vermeiden.“

Hausinternes Programm

Neben einer Fortbildung wie dieser gibt es aber auch das hausinterne, knapp zwölfmonatige Nachwuchsführungskräfteprogramm. Kürzlich konnten es zwölf Beschäftigte verschiedener Abteilungen erfolgreich abschließen. Hierfür hatten sie sich in einem Auswahlverfahren qualifiziert. In Kooperation mit dem Institut Dr. Müller in Köln setzten sich die angehenden Führungskräfte des Kreises intensiv mit Themen aus den Bereichen Führungskommunikation, Selbst- und Zeitmanagement sowie Konfliktmanagement auseinander. Dabei wurden die Seminare pandemiebedingt online abgehalten.

Für das Kommunale Job-Center (KJC) des Odenwaldkreises nahm Veronika Aßmann daran teil und nahm viel neues Fachwissen mit. „Auch wenn ich aktuell noch keine Führungsposition begleite, fließen die neu erworbenen Kenntnisse schon jetzt in meine tägliche Arbeit als Vermittlungscoach ein. Zudem bietet mir die Teilnahme an der Weiterbildung perspektivisch einen wesentlichen Vorteil im Hinblick auf meine berufliche Zukunft“, so Aßmann.