Alternative Wohnformen im Alter attraktiv

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Bürger-Befragung bietet wichtige Impulse für Altenhilfeplanung des Kreises

Ältere Menschen im Odenwaldkreis sind mit ihrer Wohnsituation im Allgemeinen zufrieden, wünschen sich aber mehr Tagesangebote, eine bessere ärztliche Versorgung in den Ortsteilen und einen Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs. Neben dem Wohnen im bisherigen Umfeld stoßen auch andere Wohnformen auf Zustimmung, das gilt auch für Mehrgenerationenhäuser. Das sind einige der wichtigsten Ergebnisse einer Befragung unter Bürgerinnen und Bürgern ab 50 Jahren, die der Odenwaldkreis in Auftrag gegeben hat.

Federführend für die Organisation der Online-Umfrage war Anette Kalberlah, die Altenhilfe- und Sozialplanerin des Odenwaldkreises. Durchgeführt wurde die Befragung im Herbst 2021 von der IZGS Beratung GmbH aus Darmstadt. Hierfür hatte das Land Hessen dem Odenwaldkreis 10.000 Euro zur Verfügung gestellt. Die Befragung dient als Grundlage für die Umsetzung einer integrativen und kooperativen Alten- und Pflegeplanung.

Große Bürger-Beteiligung

Kalberlah zeigte sich gemeinsam mit Sonja Knoll, der Geschäftsführerin der IZGS Beratung GmbH, und der Projektgruppe positiv überrascht von der Anzahl der Teilnehmenden: „Wir hatten bei der Planung eine Beteiligung von 500 Personen angestrebt. Letztlich konnten wir auf 739 legitimierte Antworten zurückgreifen. Das zeigt, dass die Bürgerinnen und Bürger im Odenwaldkreis ihre Zukunft gern mitgestalten wollen“, so Kalberlah.

Bei der Auswertung konzentrierte man sich schwerpunktmäßig auf die Kommunen und örtlichen Gegebenheiten im Odenwaldkreis. Den Großteil der Teilnehmenden bildeten mit 65 Prozent Frauen zwischen 50 und 70 Jahren, 35 Prozent waren Männer.

Aus den Rückmeldungen konnte geschlossen werden, dass die teilnehmenden Personen eher zur mittleren und oberen Einkommensschicht gezählt werden können, die meist im Eigenheim, oftmals zusammen mit einem Partner und Kindern leben. Die Zufriedenheit mit der aktuellen Wohnsituation wurden sowohl in den Kernstädten als auch in den dazugehörigen Orts- und Stadtteilen mit „sehr hoch“ bewertet. Nicht verwunderlich also, dass 75 Prozent der Befragten angaben, auch im Alter im Odenwald wohnen bleiben zu wollen.

In den Kernstädten spielen hierbei die positiv bewerteten allgemeinen Versorgungsangebote, wie zum Beispiel Ärztedichte, Einkaufsmöglichkeiten und städtisches Leben eine wichtige Rolle. In den Teilgemeinden ist es eher die gute dörfliche Gemeinschaft, die die Zufriedenheit mit der aktuellen Lebenssituation ausmacht.

Wird die pflegerische Versorgung am derzeitigen Wohnort in allen Regionen noch als gut empfunden, zeigt sich Handlungsbedarf vor allem bei den Tagesangeboten für Seniorinnen und Senioren wie beispielsweise Treffs oder Tagesstätten, bei der Ärzteversorgung in den Teilgemeinden und ganz massiv beim Angebot des öffentlichen Nahverkehrs. Die Bewertungen werden dabei von den Zentren zu den Ortsteilen schlechter. Vor allem die schlechte Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr beeinflussten die Bewertung für die Eignung des Wohnortes im Alter.

Wohnen bei Kindern eher keine Option, Mehrgenerationenhäuser schon

Dennoch erfährt bei der Frage danach, wie die Teilnehmenden im Alter leben möchten, das Wohnen im bisherigen Umfeld, beispielsweise nach Umbaumaßnahmen zur Barrierefreiheit und mit Unterstützung durch ambulante Hilfen, die größte Zustimmung. Betreutes Wohnen, Umzug in ein anderes barrierefreies Umfeld und gemeinschaftliches Wohnen sind ebenfalls mehrheitlich vorstellbar. Hier sind alternative Wohnkonzepte wie Mehrgenerationenhäuser eine attraktive Zukunftsperspektive. Gewünscht sind dabei Wohneinheiten mit möglichst zwei bis drei Zimmern, auf einer Fläche zwischen 60 und 75 m².

Die stärkste Ablehnung erfährt das Wohnen im Pflegeheim. Das Wohnen bei oder mit den eigenen Kindern ist für viele (zukünftige) Seniorinnen und Senioren keine wünschenswerte Option ist und wird ebenfalls mehrheitlich abgelehnt.

Neben der Wohnform im Alter wird das Hilfe- und Freizeitangebot zukünftig eine große Rolle spielen. Gesehen wird hier ein deutlicher Bedarf vor allem in den Kategorien praktische Hilfe im Alltag und pflegerische Hilfen. Aber auch Unterstützung bei Behörden ist ein präsentes Thema. Beispielsweise sind aktuelle Informationsangebote des Landratsamtes, etwa die des Pflegestützpunkts zur Wohnraumberatung und zur Wohnungsanpassung, noch zu wenig bekannt.

Vor Weihnachten waren die Ergebnisse der Umfrage bereits mit Fachleuten besprochen worden. An der zweiten Pflegekonferenz, zu der der Odenwaldkreis eingeladen hatte und die online stattfand, hatten zwanzig Vertreter sozialer Einrichtungen aus der Region sowie der Städte und Gemeinden teilgenommen.

Fragen zur der Bürger-Umfrage beantwortet Anette Kalberlah vom Pflegestützpunkt unter der Telefonnummer 06062 70-1577 oder per E-Mail a.kalberlah@odenwaldkreis.de.

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